Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 17

GESELLSCHAFT | 35 sich dort niederlassen, stärken. Eine Möglichkeit ist es, in den Austausch mit den Gesundheits- und Sozialpolitikern vor Ort zu gehen und sich auf dieser Ebene mit anderen Leistungserbringern zu vernetzen. Auf Basis der Deutschen Mundgesundheitsstudie können wir diesen Dialog mit vielen wertvollen Informationen über die Gesundheit der Bevölkerung in unterschiedlichen Altersgruppen und Lebenssituationen bereichern. Auch Geflüchtete und Wohnungslose stehen im Fokus. Auf welche Herausforderungen stößt die zahnmedizinische Versorgung bei ihnen? Diese Menschen erreicht man eigentlich nur, indem man sich entsprechenden Initiativen anschließt. Davon profitieren im Übrigen auch nicht versicherte Menschen. Es gibt die Möglichkeit, stundenweise in der ehrenamtlichen Versorgung zu helfen zum Beispiel bei einem Zahnmobil oder über Träger wie die Bahnhofsmissionen. Es besteht auch immer die Möglichkeit, etwas Neues zu organisieren, auch mit Kollegen aus dem humanmedizinischen Bereich. Zur Vulnerabilität gehört auch, dass man seine Gesundheit nicht proaktiv in die Hand nimmt. Diese Menschen müssen vielmehr abgeholt werden. Wie kann das im Arbeitsalltag niedergelassener Zahnärztinnen und Zahnärzte gelingen? Das ist eine Herausforderung. Aber ich denke hier spontan an Patientinnen und Patienten, die plötzlich nicht mehr in die Praxis kommen. Zum Beispiel, weil sie es aus Altersgründen oder wegen einer Erkrankung nicht mehr schaffen. Vielleicht verändert sich bei einem Patienten mit einer Behinderung, der regelmäßig zur Kontrolle gekommen ist, auch die betreuende Person und die Prophylaxe gerät in Vergessenheit. In diesen Fällen können sich niedergelassene Kolleginnen und Kollegen ganz einfach engagieren, indem sie sich kurz Zeit nehmen, ihren Patientenstamm gedanklich durchzugehen oder in die Praxissoftware zu schauen. Wenn ihnen dabei jemand einfällt, den sie schon lange nicht mehr gesehen haben, könnte man zum Beispiel telefonisch nachhaken. In anderen Fällen können Niedergelassene allerdings wenig ausrichten. Vor allen Dingen, wenn es um Menschen geht, die nie den Zahnarzt aufsuchen. Deren Versorgung erfordert Gespräche mit den Sozialverbänden oder der Politik. Mit ihnen ist die BZÄK in Kontakt, um auf zahnmedizinische Angebote hinzuweisen und diese zu integrieren. Bei der zahnmedizinischen Versorgung von Pflegebedürftigen und Menschen mit geistigen Einschränkungen wurden schon viele Erfolge erzielt. Was würden Sie herausstellen? Neudeutsch formuliert: Es ist gelungen, „Awareness“ für diese Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Eine besonders wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die mobile, aufsuchende Zahnmedizin. Und was muss sich noch verbessern? Statistisch gesehen kommen aktuell auf eine Praxis 130 Menschen mit einem Pflegegrad. Bisher kümmern sich circa 10 bis 20 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte um deren Behandlung. Hier wäre ein noch flächendeckenderes Engagement wünschenswert. Ein weiteres wichtiges Thema, das zurzeit ziemlich unter Beschuss steht, ist die Narkosebehandlung. Fest steht: Pro Jahr haben etwa 110.000 Menschen in Deutschland einen dringenden Behandlungsbedarf, der nur unter Narkose stattfinden kann. Der Grund kann eine geistige Einschränkung oder eine psychische Erkrankung sein. Die Behandlung unter Narkose bereitzustellen, wird aber zunehmend schwieriger. Der Grund sind fehlende finanzielle Anreize unter anderem für Anästhesistinnen und Anästhesisten. Das muss politisch angegangen werden, wenn man nicht will, dass die Lebensqualität einer großen Gruppe von Menschen dauerhaft eingeschränkt ist. Welche Botschaft wird die BZÄK am 25. September in den Mittelpunkt stellen? Sie lautet: Prävention hilft immer – egal, welchen Hintergrund ein Mensch hat! Das Gespräch führte Susanne Theisen. zm113 Nr. 17, 01.09.2023, (1457) GESUND BEGINNT IM MUND Seit 1991 findet der Tag der Zahngesundheit statt. Ziel des Aktionstages ist, möglichst viele Menschen über das Thema Mundgesundheit zu informieren und so Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen zu verhindern. Unter dem Motto „Gesund beginnt im Mund“ geht es jedes Jahr um einen anderen Schwerpunkt. Praxen, die den Tag der Zahngesundheit feiern möchten, können ihn jedoch ganz frei gestalten und andere zahnmedizinische Themen in den Mittelpunkt stellen. Weitere Infos: tagderzahngesundheit.de oder instagram.com/tdz2509 Der Tag der Zahngesundheit wird am 25. September gefeiert. Foto: Sagittarius - stock.adobe.com

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