Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 17

38 | PRAXIS zm113 Nr. 17, 01.09.2023, (1460) 9 Prozent). Den Bereich patientenzentrierte Kommunikation bewerten beide Berufsgruppen mit Abstand als am leichtesten. Die größten Herausforderungen sehen rund 11 Prozent Ärzte und 13 Prozent der Pflegenden darin, zu gemeinsamen Entscheidungen mit Patienten zu gelangen, etwa Ziele festzulegen und das weitere Vorgehen zu entscheiden. Dagegen finden es fast 90 Prozent der Ärzte einfach, eine vertrauens- und respektvolle Gesprächsatmosphäre herzustellen. Auch bei den Pflegefachkräften halten acht von zehn Befragten diese Aufgabe für unproblematisch. Die Ergebnisse stehen allerdings nicht im Einklang mit den Studienergebnissen: „Aus Befragungen wissen wir, dass Patientinnen und Patienten sich oft nicht ausreichend abgeholt, mitgenommen und in die Ziel- und Entscheidungsfindung einbezogen fühlen. Auch werden Ausführungen und Erklärungen nicht immer verstanden“, gibt Schaeffer zu bedenken. Eine Erklärung dafür könnte den Forschern zufolge sein, dass sich bei der Vielzahl an Konsultationen eine gewisse Routine bei der Kommunikation einstellt, die nicht notwendigerweise etwas über den Erfolg der Kommunikation aussagt. Digitale Informationen bergen die größte Herausforderung Den größten Handlungsbedarf sieht die Studie bei der professionellen digitalen Gesundheitskompetenz, das heißt, Patienten im Umgang mit digitalen Informationen zu unterstützen. Etwa ein Drittel der Befragten (33 bis 39 Prozent) hält es beispielsweise für schwierig, Patienten dabei behilflich zu sein, die Vertrauenswürdigkeit gefundener digitaler Informationen zu beurteilen oder ihnen dabei zu helfen, die richtigen digitalen Informationen ausfindig zu machen. Sowohl für Mediziner als auch für Pflegefachpersonen zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Berufsdauer und der professionellen digitalen Gesundheitskompetenz: Befragte mit einer Berufsdauer von über 20 Jahren haben signifikant größere Probleme, Patienten im Umgang mit digitaler Information zu unterstützen, heißt es in der Studie. Auch nach der Vorbereitung im Rahmen der Ausbildung wurde in dem Zusammenhang gefragt. Am schlechtesten fällt die Beurteilung für den Bereich Kommunikation aus. Hier geben 37 Prozent der Ärzte, aber nur 14 Prozent der Pflegefachkräfte an, dass die eigene Ausbildung sie auf die Kommunikation mit Patienten vorbereitet hat. Ähnlich ist die Beurteilung für den Bereich Informations- und Wissensvermittlung: 33,9 Prozent der Ärzte und 16 Prozent der Pflegefachpersonen fühlen sich durch die Ausbildung schlecht vorbereitet. Insgesamt bewerten Mediziner die Vorbereitung durch ihre Ausbildung schlechter als die Pflegefachpersonen. Eigene Kompetenzen stärken! Wenn Mediziner und Pflegefachkräfte ihre Rolle bei der Förderung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung kompetent ausfüllen sollen, müsse auch deren eigene professionelle Gesundheitskompetenz gestärkt werden, bilanzieren die Forschenden. Diese Aufgabe müsse künftig fest im Gesundheitssystem verankern werden, empfehlen sie. Unerlässlich dazu sei mehr Informations- und Aufklärungsarbeit, um die Berufsgruppen für den Bereich zu sensibilisieren. Gleichzeitig gehe die Forderung an die Politik, den Berufsgruppen dazu das nötige Know-how an die Hand zu geben. „Es ist gut zu sehen, dass die Ergebnisse insgesamt recht positiv ausfallen. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass in den einzelnen Bereichen Aufgaben bestehen, deren Bewältigung offenbar nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann. Dies verdeutlicht den akuten Handlungsbedarf bei der Verbesserung professioneller Gesundheitskompetenz“, urteilt Schaeffer. Aus ihrer Sicht geben die identifizierten Schwierigkeiten dabei wichtige Hinweise, wo man ansetzen kann: Besonders wichtig sei dabei die Ausgestaltung der organisatorischen Rahmenund Ausbildungsbedingungen, da die Studie für fast alle Aufgabenbereiche zu dem Schluss kommt, dass dem Gesundheitspersonal die Aufgaben professioneller Gesundheitskompetenz umso leichter fällt, je besser diese Bedingungen gestaltet sind. pr/ck Die Studie: Schaeffer, D., Haarmann, A., Griese, L. (2023): Professionelle Gesundheitskompetenz ausgewählter Gesundheitsprofessionen in Deutschland. Ergebnisse des HLS-PROF-GER. Berlin/ Bielefeld: Hertie School, Universität Bielefeld, Stiftung Gesundheitswissen AUF EINEN BLICK Informations- und Wissensmanagement: Am schwersten fällt es Ärzten und Pflegekräften, statistische Ergebnisse richtig einzuordnen. Aber auch die Vertrauenswürdigkeit von Fachinformationen einzuschätzen beziehungsweise zu beurteilen und ihre wissenschaftliche Basis zu bewerten, macht ihnen Probleme. Informations- und Wissensvermittlung: Mit fehl- oder falschinformierten Patienten umzugehen, ist sowohl für Ärzte als auch für Pflegefachkräfte die größte Herausforderung. An zweiter Stelle folgt die Einschätzung, inwieweit kulturelle Unterschiede das Verständnis erschweren. An dritter Stelle steht für Ärzte die Schwierigkeit, das Vorwissen von Patienten einzuschätzen, und für Pflegende, abzuwägen, inwieweit Patienten mit Informationen umgehen können. Patientenzentrierte Kommunikation: Ärzte und Pflegekräfte halten die patientenzentrierte Kommunikation für ihren einfachsten Aufgabenbereich. Am schwersten fallt es Ärztinnen und Ärzten hier, gemeinsam mit Patienten Ziele festzulegen und das weitere Vorgehen festzulegen. Bei den Pflegenden wird die Aufgabe, Patienten Raum für Fragen zu geben, als am schwierigsten bewertet. Professionelle digitale Gesundheitskompetenz: Ärzte als auch Pflegekräfte halten diesen Aufgabenbereich für den schwierigsten. Das größte Problem haben beide Gruppen damit, Patienten dabei zu unterstützen, die Vertrauenswürdigkeit gefundener digitaler Gesundheitsinformationen zu beurteilen, gefolgt davon, Patienten dabei zu helfen, die für sie relevanten digitalen Gesundheitsinformationen zu finden.

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