Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 17

40 | ZAHNMEDIZIN zm113 Nr. 17, 01.09.2023, (1462) DER BESONDERE FALL MIT CME Handelt es sich wirklich um eine rezidivierende Keratozyste? Paul Römer, Peer W. Kämmerer Eine gesunde 46-jährige Patientin stellte sich mit einer bei der Kontrolluntersuchung aufgefallenen, neu aufgetretenen zystischen Läsion des linken Unterkiefers vor. Da in der Vergangenheit in jener Region bereits eine Keratozyste operativ entfernt worden war, erfolgte die weitere Therapie vorerst unter der Verdachtsdiagnose eines Keratozystenrezidivs – bis die histopathologische Untersuchung einen anderen Befund zutage förderte. Im Rahmen der zahnärztlichen Routineuntersuchung fiel bei der seinerzeit 44-jährigen Frau eine zystische Läsion des linken aufsteigenden Unterkieferastes mit Ausdehnung nach mesial unter apikaler Beteiligung der Zähne 36 und 37 auf (Abbildung 1), woraufhin alio loco eine Zystektomie mit Wurzelspitzenresektion an den Zähnen 36 und 37 durchgeführt wurde. Die histopathologische Beurteilung des enukleierten Zystenmaterials bestätigte die Verdachtsdiagnose einer Keratozyste. Als sich zwei Jahre später im Rahmen der regelmäßigen radiologischen Nachkontrollen erneut eine zystenähnliche Struktur im Bereich des linken aufsteigenden Unterkieferastes demarkierte, wurde die Patientin zur weiteren Diagnostik und Therapie an unsere Klinik überwiesen. Eine zusätzlich angefertigte digitale Volumentomografie (DVT) der betreffenden Region (Abbildung 2) erhärtete den klinischen Verdacht eines Keratozystenrezidivs, so dass zunächst eine erneute Zystektomie in Intubationsnarkose durchgeführt wurde. Bei der histopathologischen Untersuchung des Präparats zeigten sich allerdings neben fibrosierten, entzündlich infiltrierten Weichgewebeanteilen atypische, suspekte Epithelien in Stromainvasiver Konfiguration, die sich in der ergänzenden immunhistochemischen Aufbereitung mit Antikörpern positiv gegen Zytokeratin 5 und 6, Panzytokeratin und p40 kontrastierten. Zudem erwies die supplementäre Untersuchung mit Antikörpern gegen den Proliferationsmarker Ki67 eine deutlich gesteigerte Zellproliferation im Bereich der oben beschriebenen suspekten Epithelanteile. In der Gesamtschau sprachen die vorliegenden Befunde Abb. 1: Panoramaschichtaufnahme des primären zystischen Befunds im Bereich des aufsteigenden, linken Unterkieferastes mit apikaler Beteiligung der Zähne 36 und 37 Foto: Universitätsmedizin Mainz Dr. med. dent. Paul Römer Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat

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