Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 17

42 | ZAHNMEDIZIN abschließend für die Manifestation eines Stroma-invasiven, intraossären Plattenepithelkarzinoms. Der Befund wurde wiederholt gemeinsam mit den untersuchenden Pathologen diskutiert und abschließend im Sinne eines Sechs-Augen-Prinzips bestätigt (Abbildung3). Nach Sicherung der Diagnose wurden im Rahmen des obligaten Stagings umgehend weitere Untersuchungen zur Diagnostik der Tumorausbreitung, darunter eine Computertomografie (CT) mit Kontrastmittel der Kopf/HalsRegion, des Thorax und des Abdomens sowie eine HNO-fachärztliche Mitbeurteilung veranlasst. Die CT erbrachte den Nachweis einer flächigen Kontrastmittelanreicherung mit Kommunikation zur osteolytischen Läsion im vorherigen OP-Gebiet sowie multiple, teils vergrößerte, jedoch nicht primär Metastasen-suspekte Lymphknoten zervikal. Eine thorako-abdominelle Filialisierung konnte ausgeschlossen werden, ebenso erbrachte die Panendoskopie keinen Hinweis auf ein simultanes Zweitkarzinom. Im weiteren Verlauf erfolgte nach Abschluss der oben genannten Voruntersuchungen eine ausführliche Falldiskussion im interdisziplinären Kopf-Hals-Tumorboard. In der Zusammenschau der Befunde, des jungen Alters der Patientin und der bei adäquater Therapie zur erwartenden funktionalen restitutio ad integrum wurde hier die Empfehlung zur Tumorresektion sowie ipsilateraler Neck Dissection ausgesprochen. Bei intraossärer Lokalisation erfolgte somit unter Einhaltung eines ausreichenden Sicherheitsabstands die Tumorresektion im Sinne einer Kontinuitätsresektion in Intubationsnarkose. Der entstandene Resektionsdefekt wurde komplikationslos mittels eines mikrovaskulär anastomosierten Beckentransplantats primär rekonstruiert. Der postoperative stationäre Aufenthalt gestaltete sich unter antibiotischer und analgetischer Therapie komplikationslos, so dass die Patientin bereits am zweiten postoperativen Tag mit Unterarmgehstützen mobilisiert zm113 Nr. 17, 01.09.2023, (1464) Abb. 2: Links: Ausschnitt aus der Panoramaschichtaufnahme: Zustand nach Zystektomie und WSR an den Zähnen 36 und 37 mit erneut aufgetretener zystischer Läsion; rechts: DVT sagittal: zystische Transluzenz im Bereich des linken aufsteigenden Unterkieferastes Abb. 3: Histologisches Präparat (Färbung H&E): Nachweis eines invasiv wachsenden Plattenepithelkarzinoms Abb. 4: DVT sagittal: Zustand nach Kontinuitätsresektion und primärer Defektrekonstruktion mit mikrovaskulärem Beckentransplantat Abb. 5: 3-D-Rekonstruktion aus dem DVTDatensatz im Rahmen der postoperativen Nachsorge Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt/ Stellvertr. Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Kämmerer Fotos: Universitätsmedizin Mainz

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