ZAHNMEDIZIN | 47 ten ging es in der Studie von Xianyin et al. letztlich darum, Bakterien des Biofilms als Biomarker zu klassifizieren, mit denen man eine Karies vorhersagen kann. Dabei zeigte sich, dass man unter Berücksichtigung von zehn Bakterienarten eine Vorhersagegenauigkeit von 90 Prozent erreichen kann. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden von einer anderen klinischen Studie bestätigt, in der Kahharova et al. nach Assoziationen zwischen unterschiedlichen Kariesrisikofaktoren (zum Beispiel Ernährung, Gesundheitsverhalten) und dem Speichel- beziehungsweise Zahnoberflächenmikrobiom suchten. Dazu wurden 266 Kinder zu vier Zeitpunkten klinisch untersucht: im Alter von einem Jahr, 2,5, vier und 6,5 Jahren (189 Kinder). Bei den ersten drei Untersuchungen wurden Biofilmproben aus dem Speichel und von den Zahnoberflächen gewonnen und analysiert. Die Forscher fanden heraus, dass sich das Mikrobiom auf der Zahnoberfläche ein bis zu drei Jahre vor dem klinischen Auftreten von Karies bei Kindern bereits in einem dysbiotischen Status befindet, das insbesondere durch proteolytische Bakterienstämme (Prevotella, Leptotrichia) charakterisiert ist. Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu der bisherigen Behauptung, dass der Biofilm bei kariesaktiven Kindern durch azidurische und azidogene Keime gekennzeichnet ist. Möglicherweise befindet sich der mikrobielle Biofilm erst im azidurischen Zustand, wenn er sich auf bereits vorhandenen, initialen Kariesläsionen etabliert hat. Zu allen Untersuchungszeitpunkten ließ sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Kariesstatus der Kinder und dem Konsum von zuckerhaltigen Getränken der Kinder selbst beziehungsweise der Betreuungspersonen nachweisen. Schlussfolgerungen Mit modernen Analysemethoden lassen sich bereits vor der klinischen Manifestation einer Karies dysbiotische Veränderungen im dentalen Biofilm erkennen. Das könnte ein neuer Ansatz für die Entwicklung moderner Kariesrisikotests sein. Originalpublikationen: Xianyin et al.: Oral microbiome characteristics in children with and without early childhood caries; J Clin Pediatr Dent 47: 58-67 (2023), Open Access: https://www.jocpd.com/articles/10.22514/ jocpd.2023.012. Kahharova et al.: Microbial Indicators of Dental Health, Dysbiosis, and Early Childhood Caries; J Dent Res 102: 759-766 (2023), Open Access: https://journals.sagepub.com/doi/ epub/10.1177/00220345231160756. zm113 Nr. 17, 01.09.2023, (1469) AUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz Prof. Dr. Elmar Hellwig Universitätsklinikum Freiburg, Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg Foto: privat Neue Perspektive für den Praxisalltag • klar strukturiertes, übersichtliches Programm • intuitiv erlernbar und bedienbar • virtuelle Telefonassistenz - Erreichbarkeit rund um die Uhr • integriertes Bildarchiv in Patientenakte und Befundung Telefon: 03745 7824-33 | info@ivoris.de
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