62 | GESELLSCHAFT JUNGE HELDEN E.V. Ein Tattoo könnte Leben retten Die Tätowierung „OPT.INK“ steht im Zentrum der neuen Kampagne von Junge Helden e.V. und soll die Bereitschaft zur postmortalen Organspende signalisieren. Anna Barbara, du bist Geschäftsführerin und Mitgründerin der gemeinnützigen Organisation Junge Helden e.V. Wofür setzt ihr euch ein? Anna Barbara Sum: Wir haben die Organisation Junge Helden e.V. vor 20 Jahren gegründet. Ausschlaggebend war, dass eine enge Freundin und spätere Hauptgründerin aufgrund einer Autoimmunerkrankung eine Spenderlunge brauchte. Als wir uns im Freundeskreis über das Thema Organspende informiert haben, sind wir auf wenig ansprechendes Aufklärungsmaterial gestoßen. Daraus ist die Idee entstanden, das Thema Organspende neu aufzubereiten. Wir haben damals begonnen, neues Aufklärungsmaterial zu erstellen, sind in Schulen gegangen und haben Partys organisiert, um junge Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) warten aktuell rund 8.500 Deutsche auf ein Spenderorgan. Gleichzeitig ist die Zahl der Organspenden in Deutschland im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr abnehmend gewesen. Woran liegt das? Das liegt vermutlich an der rechtlichen Situation in Deutschland. Hier treffen letztendlich die Angehörigen die Entscheidung. Wenn die verstorbene Person sich vor ihrem Tod nicht eindeutig für eine postmortale Organspende ausgesprochen hat, tendieren viele Angehörige dazu, eine Spende eher abzulehnen. Regelmäßige Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigen aber, dass ein Großteil der deutschen Bevölkerung dem Thema Organe eher positiv gegenübersteht. Zuletzt lag sie bei rund 84 Prozent [BZgA]. Leider haben allerdings nur rund die Hälfte der spendenbereiten Personen ihren Willen schriftlich dokumentiert und überlassen somit den Angehörigen die finale Entscheidung. Während in Deutschland die Zustimmungslösung herrscht, gilt in vielen europäischen Nachbarländern, zum Beispiel in den Niederlanden, Belgien, Kroatien, Slowenien oder Österreich, hingegen die Widerspruchsregelung. Das bedeutet, dass jeder Mensch Organspender ist – es sei denn, er widerspricht ausdrücklich. Wir setzen uns dafür ein, diese Regelung auch in Deutschland einzuführen. Ihr habt die Kampagne OPT.INK. ins Leben gerufen. Was steckt dahinter? Wir wollten, dass über das Thema Organspende mehr gesprochen wird. Wie bereits erwähnt, zählt letztendlich die Entscheidung der Angehörigen. Je genauer sie wissen, wie der oder die Verstorbene zu einer Organspende steht, desto leichter fällt ihnen die Entscheidung. In Deutschland sind sehr viele Menschen tätowiert – so sind wir auf die Idee gekommen, eine Tätowierung zu entwerfen, die die Bereitschaft zu einer Organspende signalisiert. Wir haben das Organspende-Tattoo Anfang des Jahres auf der TattooConvention in Braunschweig vorgestellt. Das Tattoo OPT.INK ist eine Willenserklärung zur Organspende und setzt sich aus den Worten „opt-in“ (Zustimmungsverfahren) und „ink“ (Tinte) zusammen. Es kann in einem der deutschlandweit rund 400 teilnehmenden Studios kostenlos erworben werden. Foto: Dirk Laessig zm113 Nr. 17, 01.09.2023, (1484)
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