PRAXIS | 71 sich dabei zunehmend, das Zittern lässt nach. Jetzt kann die eigentliche Behandlung beginnen. Nach der PZR holt Anouk die Patientin im Behandlungszimmer wieder ab. Die junge Hündin sucht sofort den Kontakt zu Adams, die sichtlich erleichtert im Behandlungsstuhl sitzt. Als Zöller ihr dann das Ergebnis der PZR im Spiegel zeigt, bricht die Patientin in Tränen aus – zum einen vor Freude über das Ergebnis, zum anderen weil sie die Behandlung überhaupt geschafft hat. Auch Zöller ist den Tränen nahe. „Es war ein sehr schöner und auch sehr emotionaler Moment für mich zu sehen, dass wir mit Anouks Hilfe einer Patientin einen Schritt aus ihrer Angst helfen konnten und weitere Behandlungen nun vermutlich für die Patientin stressfreier ablaufen können“, berichtet die Zahnärztin, nachdem Adams die Praxis verlassen hat. Die Praxisinhaberin ist von der Arbeit der ausgebildeten Therapiebegleithündin absolut überzeugt. „Anouk vermittelt durch ihre Anwesenheit Vertrauen und Sicherheit, baut eine Brücke zwischen der Zahnärztin, den wartenden Patienten und dem Personal“, erläutert die Hundeliebhaberin. „Ihre beruhigende Wirkung reduziert für Patienten mit Angststörung den Stress, senkt den Blutdruck und stärkt das Selbstvertrauen. Mein Ziel ist es, mithilfe von Anouk den Patienten mit Zahnbehandlungsangst diese Angst zu nehmen oder abzumildern und den Besuch für die Patienten angenehmer zu gestalten.“ DafürnimmtdiePraxisinhaberineinige Mehrarbeit in Kauf. „Wenn sich Anouk in der Praxis befindet, ist dies bereits durch ein Schild deutlich für die Patienten zu erkennen“, zählt Zöller auf. „Ein jährliches Gesundheitszeugnis durch den Tierarzt, eine vierteljährliche Entwurmung und eine prophylaktische Behandlung von Ektoparasiten sind für den Hund ebenfalls angezeigt. Eine Teamunterweisung erfolgt jährlich, ebenso muss der Patient aufgeklärt werden und sein Einverständnis vorab schriftlich abgeben. Zusätzlich erstelle ich nach jedem Einsatz von Anouk ein kleines Protokoll, woraus ersichtlich ist, wer, wann, welche Behandlung erhalten hat und ob es zu irgendwelchen Zwischenfällen gekommen ist.“ Der Hund stellt kein Risiko durch Kontamination dar Für das Hygienekonzept der Praxis hat die Anwesenheit eines Vierbeiners dagegen nur geringe Auswirkungen: „Die Hygienestandards in einer Zahnarztpraxis sind sehr hoch. Und aufgrund ihrer Größe – der Rumpf endet auf Kniehöhe – stellt Anouk kein Kontaminationsrisiko dar“, berichtet Zöller. Dennoch gebe es natürlich Räume, die Anouk nicht betreten darf, dazu gehören der Steriraum, das Labor und die sanitären Einrichtungen. „Außerdem darf Anouk die Patienten in nur eines meiner drei Behandlungszimmer begleiten. Dies ist mit einem Schild 'Hund im Einsatz' kenntlich gemacht.“ Zusätzlich zum Hygienekonzept der Praxis gibt es noch einen Hygieneplan zm113 Nr. 17, 01.09.2023, (1493) Anouk wurde bei Zöller zu Hause geboren. Schon früh konnte die Zahnärztin so das Wesen des jungen Welpen beobachten. „Anouk ist eine ausgeglichene und in sich ruhende Verlasshündin“, berichtet sie. „Das brachte mich auf die Idee, sie zur Therapiebegleithündin ausbilden zu lassen. Im Sommer 2022 begannen wir gemeinsam die Weiterbildung zum Therapiebegleithund-Team. Im April 2023 schlossen wir diese erfolgreich ab und seit Mitte Juni haben wir durch das Veterinäramt die Erlaubnis, dass Anouk in der Praxis Patienten begleiten darf.“ Fotos: privat
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