Behandlungsangst, zahnärztliche Routineeingriffe und invasive Behandlungen durchzuführen. So können umfangreiche Gebisszerstörungen als Folge von angstbedingtem Umgehen einer zahnärztlichen Therapie vermieden werden. Vorteile der intravenösen Sedierung gegenüber der oralen Applikation sind die titrierte Gabe der Sedativa, der direktere Wirkeintritt und die bessere Steuerung der Sedierungstiefe [Jakobs und Mathers, 2021]. Durch den i.v.-Zugang besteht die Möglichkeit, weitere Medikamente i.v. zu applizieren. Bei Zwischenfällen kann dadurch adäquat medikamentös reagiert werden, insbesondere bei Notfällen deutlich schneller. In der vorliegenden Untersuchung wurden die Patienten ausschließlich mit Midazolam sediert. Dieses kurzwirkende Benzodiazepin ist das am häufigsten in der Zahnheilkunde verwendete Sedativum. Durch Bindung an den GABA-Rezeptor wirkt es sedierend, anxiolytisch, antikonvulsiv und hypnotisch. Es kann sowohl intravenös als auch oral verabreicht werden, wobei durch die orale Gabe die Bioverfügbarkeit durch den First-Pass-Effekt in der Leber verringert ist. Bekannte Alternativen zu den Benzodiazepinen sind ZAHNMEDIZIN | 75 zm113 Nr. 17, 01.09.2023, (1497) Dr. Joel Nettey-Marbell DENTALWERK Schloßstraße 44 22041 Hamburg Foto: privat Dr. Eiko Nausch DENTALWERK Schloßstraße 44 22041 Hamburg Foto: privat AKTUELLER STAND DER „OPERATOR SEDATION“ IN DER ZMK Die Durchführung einer Intubationsnarkose ist mit einem hohen wirtschaftlichen, organisatorischen, personellen und apparativen Aufwand verbunden, erfordert generell den Einsatz eines Anästhesisten und ist daher außerhalb einer Klinik in der ambulanten Praxis schwieriger darzustellen. Die Durchführung von Eingriffen unter Sedierungsverfahren erfordert ebenfalls die Bereitstellung von adäquat ausgebildetem Personal sowie entsprechende Räumlichkeiten mit für die Durchführung von Sedierungen erforderlicher apparativer und instrumenteller Ausstattung. Eine kontinuierliche Beobachtung des Patienten zur Überprüfung seiner Atmung sowie seines Bewusstseins und die fortlaufende Kontrolle seiner kardiovaskulären Funktionen mittels Pulsoxymetrie sind unverzichtbar. Die beschriebenen Voraussetzungen für Sedierungen lassen sich jedoch in der Praxis leichter erfüllen [Raeder, 2019]. Eine Sedierung kann „Standby“ oder als „Operator Sedation“ durchgeführt werden. Bei der „Operator Sedation“ überwacht der Behandler selbst die Sedierung. Minimale Sedierungsverfahren wie die Lachgas-Sedierung und die orale oder nasale Gabe von Sedativa (Benzodiazepinen) sind als sicherer Therapiestandard bei „Operator Sedation“ in der ZMK definiert. Ebenso ist die moderate Sedierung als „Operator Sedation“ klassifiziert. Mögliche Einschränkungen können sich bedingt durch Alter oder Vorerkrankungen des Patienten ergeben. Die aktuell zunehmende Akzeptanz der Sedierung ist hierbei auch im Zusammenhang mit den Folgen der Coronapandemie, dem Ärzte- und Personalmangel, der Ressourcenknappheit, der Zunahme bürokratischer Auflagen und den Veränderungen im Gesundheitssystem zu sehen. Gleichzeitig nehmen der Versorgungsbedarf und die Komplexität der Versorgung in der ZMK durch steigende Patientenansprüche, eine alternde Gesellschaft mit mehr multimorbiden Patienten, mehr Polypharmazie und die stark steigende Anzahl der Patienten mit besonderem Zuwendungsbedarf stark zu. Die Sedierungsverfahren ermöglichen der ZMK flächendeckend ein selbstbestimmtes flexibles operatives Umfeld in Ergänzung zu und in Kooperation mit den kapazitätsbegrenzten etablierten Alternativen der Anästhesiezentren. Intravenöse Sedierungen unter ständigem Monitoring und unter Berücksichtigung des Allgemeinzustandes des Patienten können zur Reduktion von Komplikationsrisiken in der der zahnärztlichen Behandlung beitragen. Insbesondere durch die gute Steuerbarkeit der Sedativa mittels Titration, abgestimmt auf die Reaktion des Patienten, lassen sich auch komplexe und invasive Eingriffe bei entspannten, kooperativen Patienten sicher vornehmen. Adäquate räumliche und apparative Ausstattung, geschultes Personal, qualifizierte Anwender und richtige Anwendung vorausgesetzt sind Sedierungsverfahren in der ZMK sicher anzuwenden. VERGLEICH SYSTOLISCHER BLUTDRUCK MIT UND OHNE SEDIERUNG 110 115 120 125 130 135 140 145 150 Ausgangswert 5 Min. nach LA 5 Min. nach OP-Beginn 10 Min. nach OP-Beginn 15 Min. nach OP-Beginn 30 Min. nach OP-Beginn 15 Min. nach OP-Ende Systolischer Blutdruck [mmHg] Zeit [Minuten] Blutdruck systolisch mit Sedierung Blutdruck systolisch ohne Sedierung Quelle: Eigene Darstellung Grafische Darstellung der systolischen Blutdruckwerte (mmHg) gegen die Zeit (Min)
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