zm113 Nr. 17, 01.09.2023, (1514) 92 | zmSTARTER AUSLANDSFAMULATUR IN NEPAL „Der krasseste Fall war die OP eines Mannes nach einem Bärenangriff“ Gwendolin Sztankay, Friedrich Burkhardt Seit Beginn des Studiums hatten wir den gemeinsamen Traum, mit unseren Kenntnissen da Hilfe leisten zu können, wo sie auch wirklich ankommt – und währenddessen auch etwas von der Welt zu sehen. Die Famulatur vor den letzten beiden Semestern wollten wir auch nutzen, um mal aus unserer Komfortzone herauszukommen. Das Ziel war klar: Nepal sollte es werden und damit hinein in die Fußstapfen von Gwendolin's Vater und Großvater, die schon vor mehr als 25 Jahren beim Auf- und Ausbau des dortigen Krankenhauses medizinische und zahnmedizinische Hilfe geleistet haben. Die Kontaktaufnahme dorthin war einfach. Fünf Minuten nachdem wir die Bewerbung abgeschickt hatten, erreichte uns schon die Zusage von Dr. Dashrath Kafle, dem Leiter der Zahnmedizinischen Klinik. Kurz darauf buchten wir die Flüge und nahmen Impfungen, das Visum und alle anderen Vorbereitungen in Angriff. Das erste Nahtoderlebnis hatten wir im Taxi zum Hotel Bei der Ankunft in Kathmandu im Juli bekamen wir dann tatsächlich einen Kulturschock: Die Stadt ist riesig, sehr chaotisch, es gibt keine Verkehrsregeln, stattdessen wird nur gehupt. Das erste Nahtoderlebnis hatten wir bereits auf der Taxifahrt zum Hotel. Für die 30 Kilometer nach Dhulikhel am nächsten Tag brauchten wir zwei Stunden. Auf der Fahrt wurde uns schon erklärt, dass man in Nepal Wege nicht in Kilometern, sondern in Stunden berechnet. Das macht Sinn! Untergebracht wurden wir freundlicherweise in einem Guesthouse der Klinik mit Blick auf den Himalaya. Das war schon mal ein beeindruckender Auftakt. Dann folgte der erste Arbeitstag mit einer Rundführung durch den riesigen Klinikkomplex, dazu Erklärungen zur Geschichte des Krankenhauses und den aktuellen Projekten. Das wichtigste Projekt des Krankenhauses sind die Outreach Center (OC), von denen es mittlerweile 16 gibt und die die Versorgung von Menschen in den ländlichen Regionen ermöglichen. Denn die Wege nach Dhulikhel dauern zum Teil drei bis vier Tage. Die OC sind immer von mindestens einem Allgemeinmediziner und zwei Krankenschwestern besetzt. Zehn von ihnen verfügen über kleine OP-Säle, acht haben eine zahnmedizinische Einheit, die aber auch für gynäkologische Untersuchungen und Geburten verwendet wird. Einmal im Monat besuchen Teams aller medizinischen Fachrichtungen die OC. Es gibt auch viele zahnmedizinische Projekte, betreut von dem Leiter der Abteilung „Community Dentistry“, Dr. Dilip Prajapati, den wir in unserer letzten Woche zu den OC begleitet haben. Die ersten zehn Tage verbrachten wir in der Konservierung und Endodontologie unter der Betreuung von Dr. Anil Chakradhar. Mit gewöhnungsbedürftigen Gegebenheiten: 15 Behandlungsstühle befinden sich in einem großen Raum, die Wasserkühlung erfolgt durch Assistenz mittels Wasserspritze. Die Stühle und besonders das Licht funktionierten nur mäßig. Außer in der Chirurgie wird keine Anästhesie verwendet. Und dennoch waren alle Patienten sehr viel tapferer, dankbarer und freundlicher, als wir es je zuvor erlebt haben. Gearbeitet wird übrigens hauptsächlich mit Komposits. Sehr überrascht hat uns die überragende Mundhygiene der Patienten! Die Menschen essen schlicht erheblich viel weniger Zuckerzeug in Nepal. Uns haben in den ersten paar Tagen zum einen die unglaubliche Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit aller überrascht. Zum anderen aber auch die Lebensweise der jungen Leute, die sich Gwendolin (23) und Fritz (25) in Aktion. Beide studieren an der Semmelweis Universität in Budapest. Foto: Gwendolin Sztankay
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