Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

TITEL | 21 Am nächsten Tag stellte sich der Patient in der interdisziplinären Ambulanz des CC 3 vor. Er beschrieb Schmerzen in Regio 26 und wünschte eine Behandlung des frakturierten Zahnes 26. Bei der extraoralen Inspektion fielen eine versorgte Kinnwunde (Nähte in situ), eine leicht limitierte Mundöffnung und eine beidseitige Non-Okklusion auf (Flowchart Abbildung 12). Die Palpation des linken Kiefergelenks war schmerzhaft, während die Trigeminusdruckpunkte unauffällig waren. Die Sensibilität der Unterlippe war nicht eingeschränkt. Intraoral wurde – neben partiellen Kronenfrakturen an 26 und 35 – ein Lockerungsgrad I an den Zähnen 41 und 42 beobachtet. Der Zahn 24 reagierte auf vertikale und horizontale Perkussionsreize stark positiv. Nach koronaler, tastender Inspektion mit einer zahnärztlichen Sonde konnte ein Frakturspalt in der Zentralfissur des Zahnes 24 identifiziert werden, der vestibuläre Kronenanteil zeigte sich mobil. Während 24, 26 und 35 eindeutig sensibel auf Kälte reagierten, war die Reaktion von 41 und 42 nicht eindeutig. Zusätzlich zeigten sich ein dunkelbläuliches Hämatom sublingual in Regio 32 bis 42 und ein korrespondierendes Hämatom im Vestibulum zwischen den Zähnen 31 und 41 (Abbildungen 1 und 2). Beide schienen mit der extraoralen Kinnwunde zu korrelieren und waren auf Palpation schmerzhaft. Es konnten keine Stufen ertastet und keine Krepitation wahrgenommen werden (Flowcharts Abbildungen 13 und14). Radiologischer Befund Zunächst wurden Einzelbildaufnahmen der Zähne 24, 26, 35, 33–43 angefertigt. Dabei fiel eine transluzente Frakturlinie ausgehend vom mesialen Parodontalspalt des 41 auf, die sich nach apikal-distal bis zum Apex des 42 darstellte (Abbildungen 3 und 4). Für einen radiologischen Überblick, mit dem auch eine Kiefergelenksfraktur ausgeschlossen werden kann, wurde eine Panoramaschichtaufnahme herangezogen (Abbildung 5). Darauf bildete sich eine unscharfe, C-förmige zm113 Nr. 18, 16.09.2023, (1555) Abb. 2: Hämatom im Vestibulum auf Höhe der Zähne 31 und 41: Eine Stufenbildung ist nicht erkennbar. Zahn 41 ist leicht gräulich verfärbt. Foto: Esra Kosan Abb. 3: Zustand nach Sturz: Einzelzahnaufnahme von 33–42: Zahn 41 weist mesial einen erweiterten Parodontalspalt auf, der in einen transluzenten Frakturspalt übergeht, der nach distal bis auf Höhe des Apex von 42 nachvollzogen werden kann. Auf Höhe des mittleren Wurzeldrittels an Zahn 41 ist eine dezente und schräg verlaufende transluzente Frakturlinie erkennbar (rote Pfeile). Foto: Röntgenabteilung CharitéCentrum 03 Dr. med. dent. Sascha Herbst Oberarzt Zertifizierter Tätigkeitsschwerpunkt Endodontologie (DGET) Abteilung für Orale Diagnostik, Digitale Zahnheilkunde und Versorgungsforschung, Charité – Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin Foto: Gesine Born Dr. Patrick Dinkelborg Assistenzarzt Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Charité – Universitätsmedizin Berlin Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin Foto: Charité Univ.-Prof. Dr. med. dent. Henrik Dommisch Direktor der Abteilung für Parodontologie, Oralmedizin und Oralchirurgie Charité Centrum 3 für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Charité – Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4-6, 14197 Berlin Foto: Charité

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