24 | TITEL lisierung der Fraktur durch die beiden Miniosteosyntheseplatten (Abbildung 7). Nach einem Monat stellte sich der Patient für eine klinische und röntgenologische Nachkontrolle vor (Abbildungen 8 und 9). Nach der operativen Frakturversorgung hatte sich die Okklusion normalisiert und die Bewegung des Unterkiefers war weder schmerzhaft noch eingeschränkt. Die Zähne 41 und 42 zeigten einen Lockerungsgrad I und reagierten auf Kälte nicht sensibel. Dies erhärtete den Verdacht auf eine Dislokationsverletzung mit begleitendem Pulpainfarkt als Folge des Sturztraumas. Nach ausführlicher Aufklärung des Patienten über die Möglichkeit des Zahnerhalts durch eine Wurzelkanalbehandlung wurden 41 und 42 trepaniert und mit einer medikamentösen Einlage (Ledermix) versorgt. Da der Patient nicht in Berlin wohnt, wurden die Wurzelkanalbehandlungen anschließend bei seinem Hauszahnarzt abgeschlossen. Nach vier Monaten wurden die Osteosyntheseplatten entfernt. Die radiologische Nachkontrolle ergab eine vollständige Ausheilung der Fraktur ohne pathologische Veränderungen der betroffenen Unterkieferfrontzähne (Abbildungen 10 und 11). Klinisch lagen keine Lockerungen vor. Diskussion Frakturen der Mandibula treten im Zusammenhang mit schweren traumatischen Gesichtsverletzungen auf [Kelly and Harrigan, 1975]. Dabei sind Männer häufiger betroffen als Frauen; auch bei der Trauma-Ursache gibt es geschlechterspezifische Unterschiede [Afrooz et al., 2015]. So resultieren rund 49 Prozent der Mandibulafrakturen bei Männern aus körperlichen Auseinandersetzungen. Frauen hingegen erleiden diese Art von Verletzung am häufigsten durch Motorradunfälle (53,7 Prozent). Bei Patienten über 65 Jahren sind Stürze die Hauptursache von Unterkieferfrakturen [Afrooz et al., 2015]. Die Diagnostik einer Mandibulafraktur basiert auf der klinischen Inspektion und der radiologischen Bildgebung. Sichere Anzeichen einer solchen Fraktur sind neben gingivalen Verletzungen, Hämatom- und/oder Stufenbildungen an der Frakturstelle eine Beweglichkeit der Mandibel, Veränderungen der Sensibilität der Unterlippe und Okklusionsstörungen [Ceallaigh et al., 2006]. Unterkieferfrakturen gehen aufgrund des Traumamechanismus häufig mit einem dentalen Trauma einher, so dass eine entsprechende Ausschlussdiagnostik Teil der zahnärztlichen Trauma-Behandlung sein sollte [Morrow et al., 2014]. Insbesondere bei fehlender ossärer Dislokation der Fraktursegmente können Unterkieferfrakzm113 Nr. 18, 16.09.2023, (1558) Abb. 10: Einzelbildaufnahme Regio 33–42, Zustand nach Ausheilung: durchgängige Trabekelstruktur der Mandibula, gesunde parodontale und apikale Verhältnisse der Unterkieferfrontzähne Abb. 8: Einzelbildaufnahme von 33 bis 42, Zustand nach Reposition: transluzenter Frakturspalt mesial des Zahnes 41, der in den Parodontalspalt des Zahnes übergeht (rote Pfeile), Opazitäten im Sinne von Osteosyntheseplatten/-schrauben Abb. 9: Einzelbildaufnahme Regio 41–44, Zustand nach Reposition: transluzenter, lambda-förmiger Frakturspalt ausgehend vom Apex des 41 (rote Pfeile), Opazitäten im Sinne von Osteosyntheseplatten/- schrauben Abb. 11: Einzelbildaufnahme Regio 42–44, Zustand nach Ausheilung: durchgängige Trabekelstruktur der Mandibula, gesunde parodontale und apikale Verhältnisse der Unterkieferfrontzähne Fotos: Röntgenabteilung CharitéCentrum 03
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