PRAXIS | 31 zm113 Nr. 18, 16.09.2023, (1565) VIER-TAGE-WOCHE IN DER ZAHNARZTPRAXIS Chef, ich brauche mehr Balance! Weniger Arbeit, mehr Freizeit – davon träumen viele Arbeitnehmer. Wie realistisch ist das für die Zahnarztpraxis? Wir spielen das Modell mal durch – organisatorisch, wirtschaftlich und rechtlich. Aktuell diktieren in vielen Branchen die Arbeitnehmer mehr oder weniger die Bedingungen. Das ist auch der Eindruck von Dr. Anke Handrock, Zahnärztin und Praxis-Coach. „Neben dem Gehalt und dem Praxisklima gehört auch die mitarbeiterfreundliche Gestaltung der Arbeitszeiten zu den Top-Auswahlkriterien bei Bewerbern. Neue Stellen werden in der Regel anhand optimaler Konditionen gesucht“, sagt Handrock. Das bedeutet auch: Praxisinhaberinnen und -inhaber müssen kompromissbereit sein: „Findet sich keine Neu- oder Nachbesetzung für eine vakante Vollzeitstelle, sollte man überlegen, ob man den Job aufsplitten kann. Die meisten Praxen haben ja bereits Mischmodelle aus Vollzeit- und Teilzeit-Beschäftigten. Das wird sich noch verstärken“, prognostiziert sie. Wer eine verkürzte Arbeitswoche einführen will, beginnt am besten mit einer realistischen Kalkulation, bevor er an die Umsetzung geht. Einfacher ist das, wenn man sich nicht um die Arbeitszeiten der Angestellten einzeln Gedanken macht, sondern die entsprechenden Teams betrachtet. „Sehen Sie das Tandem aus Arzt und Assistenz als eine Einheit!“, rät Handrock. In größeren Praxen ist das in der Regel möglich (siehe Interview auf Seite 34). Hürden sind neben der Gestaltung der Dienstpläne nach den Gesamtarbeitszeiten dabei vor allem die Öffnungszeiten. Je kleiner die Praxis, desto größer das Problem der Wirtschaftlichkeit. Das Tandem aus Arzt und Assistenz ist eine Einheit Christian Brendel, der Zahnärzte in betriebswirtschaftlichen Belangen berät, rechnet vor: „Die durchschnittliche Zahnarztpraxis, die vielleicht einen Jahresgewinn von 150.000 bis 200.000 Euro für den Inhaber erzielt und nur über eine knappe Teambesetzung verfügt, hat eine Rentabilität von 30 bis 35 Prozent. Eine Reduzierung der Arbeitszeit um 20 Prozent bei gleichbleibenden Gehältern würde zu einem Gewinnrückgang von mehr als 60 Prozent führen. Selbst Foto: nicoletaionescu - stock.adobe.com
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