Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

34 | PRAXIS VIER-TAGE-WOCHE IN DER ZAHNARZTPRAXIS „Den Wunsch haben eigentlich alle“ In der Praxis von Hagen Stille in Ottendorf-Okrilla nördlich vom Dresden arbeitet fast jeder im Team nur vier Tage die Woche. „In der Besetzung ist immer Bewegung drin: Der Eine kommt, der Andere geht'', sagt der Praxischef. Was das genau heißt, verrät er hier. Wie funktioniert die Vier-Tage-Woche in Ihrer Praxis? Hagen Stille: Wir bieten seit etwa fünf Jahren flexible Arbeitszeiten an. Außer ein paar ganz jungen Mitarbeitern, die viel Erfahrung sammeln wollen, kommt keiner mehr als vier Tage pro Woche. Damit haben wir auf den immer stärkeren und immer häufigeren Wunsch nach weniger Arbeitszeit reagiert. Manche wollen schlicht mehr Freizeit, andere müssen die Kinderbetreuung organisieren. Viele wollten freitags frei haben. Das ist natürlich nicht per se möglich. Der freie Tag richtet sich schon auch nach dem Dienstplan, dann versuchen wir ihn allerdings beizubehalten. Wir haben ein Drei-Schichten-Modell, umdieÖffnungszeiten von 7 Uhr morgens bis 20 Uhr abends abzudecken. Dazu kommen spontane, individuelle Änderungswünsche. Sie kennen das. Aber es ist ja im Interesse aller, dass das klappt und daher läuft das eigentlich gut. Nur die Öffnungszeiten musste ich inzwischen schon etwas anpassen. Da ist dann doch der Freitag beschnitten worden. Keiner ist bei uns zehn Stunden an vier Tagen im Einsatz. Wir teilen uns in Schichten auf. In der Besetzung ist immer Bewegung drin: Der Eine kommt, der Andere geht. Die Nächste geht, weil sie schwanger ist. Hat aber an fünf Tagen gearbeitet. Die Neue kommt aber nur für vier Tage. Und ich gehe mal davon aus, wenn die frisch gebackene Mutter irgendwann zurückkommt, wird sie auch lieber vier Tage arbeiten wollen. Sie stemmen also mit einer Vier-TageWoche eine Fünf-Tage-Praxis? Genau. Die Herausforderung besteht bei flexiblen Arbeitszeiten eben darin, die Dienstpläne so zu gestalten, dass Zahnärzte und ZFAs synchron arbeiten können – pro Arzt eine Helferin, wie ein Tandem. So decken wir die drei Schichten über die langen Öffnungszeiten ab. Fällt einer aus, muss ich schauen, wer den freien Slot übernimmt, ohne seine Freizeit zu beschneiden. Das kann besonders schwierig werden, wenn einer im Urlaub ist. Hinzu kommen natürlich immer noch die kurzfristigen Wünsche. Fragt der Zahnarzt: „Kann ich heute Nachmittag freinehmen?“, muss ich überlegen, was wir dann mit der ZFA machen. Die kann ja auch nicht immer nur putzen. Ich arbeite übrigens freitags auch nicht mehr und daran mussten sich die ZFAs irgendwie mit anpassen. Unsere langen Öffnungszeiten verlangen nach Spätdiensten. Das ist bislang kein Problem. Allerdings fragen wir die Bereitschaft schon im Bewerbungssystem ab. Die Mitarbeiter wollen tendenziell alle später anfangen, ab 8:30 Uhr, weil die Kinderbetreuung früher nicht da ist. Somit kann ich 7 Uhr als Behandlungsbeginn langfristig auch nicht mehr halten. „Wir haben ein Drei-Schichten-Modell, dazu kommen spontane, individuelle Änderungswünsche. Sie kennen das.“ Hagen Stille hat in seiner Praxis bereits die Vier-Tage-Woche eingeführt. Foto: Zahnarzt Stille zm113 Nr. 18, 16.09.2023, (1568)

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