38 | GESELLSCHAFT DENTISTS AND FRIENDS IN BOLIVIEN Jedes Kind hier hatte schon einmal Zahnschmerzen Joachim Wegener Unser Verein „Dentists and friends – helping hands e.V.“ ist seit über 15 Jahren ehrenamtlich rund um die Welt im Einsatz, zuletzt verstärkt in Bolivien. Fragt man hier in Schulklassen nach, wer von den Kindern eine Zahnbürste hat, melden sich ein bis zwei Kinder. Fragt man, wer schon einmal Zahnschmerzen hatte, melden sich meist alle. Nicht nur in den ländlichen Regionen Boliviens bleiben Zahnprobleme häufig auf der Strecke oder es sind weite Wege nötig, um überhaupt einen Zahnarzt zu erreichen. Um wenigstens punktuell zu helfen, gründeten Kollegen 2008 in Franken den Verein „Dentists and friends – helping hands e.V.“ (D&F). Dieser organisiert die Auslandseinsätze von Medizinern, Zahnmedizinern und Helfern. Die Zusammenarbeit erfolgt mit örtlichen Initiativen und stets mit Genehmigung staatlicher Stellen. Vor Ort arbeiten wir mit lokalen Organisationen und Netzwerken zusammen. D&F stellen auch mobile Einheiten, Instrumente und Materialien zur Verfügung. Alles wird in erster Linie aus privaten Spenden finanziert. Die Kinder leiden schon früh an umfangreicher Karies Bei unseren zahnärztlichen Einsätzen sehen wir immer wieder desaströse Gebisse, bei den Kindern oft noch schlimmer als bei den Erwachsenen. Schon Kleinkinder haben häufig mehrere kariöse Zähne bis hin zur tiefen Zerstörung aller Milchmolaren mit den entsprechenden Konsequenzen für die zweite Dentition. Erwachsene haben oft Lückengebisse, auch in der Front, tief zerstörte Zähne und – je nach Alter – nur noch wenige Restzähne. Ausgedehnte Karies, Wurzelreste und Abszesse sind nicht selten, Parodontalerkrankungen sehr verbreitet, Zahnfleischbluten fast immer vorhanden. Da vor Ort keine Röntgendiagnostik möglich ist, bleiben sicherlich zahlreiche Befunde unentdeckt. Selbst einfachsten Zahnersatz gibt es selten. In armen Ländern findet man immer wieder die gleichen Ursachen für diese bedauerlichen Gebisszustände: Billige Süßigkeiten sind bis in den letzten Winkel erhältlich. Auf dem Schulweg und in den Pausen werden den Kindern fast ausschließlich Süßigkeiten und zuckerhaltige Softdrinks der weltweit bekannten Marken für kleines Geld angeboten. Sie sind billiger als gesündere Lebensmittel. Über die Risiken, die damit verbunden sind, ist die Bevölkerung nicht aufgeklärt. Ein Mundhygienebewusstsein ist nicht vorhanden. Einfache Hilfsmittel wie Zahnbürste und Zahncreme fehlen, deren konsequente Anwendung ist nicht üblich, Zahnputztechnik oft unbekannt, Mundhygieneinstruktion und Übung fehlen. Die Menschen wissen kaum etwas über die verschiedenen Möglichkeiten der Behandlung von Zahnerkrankungen. Im Laufe der Jahre haben D&F viele erfolgreiche internationale Einsätze durchgeführt, darunter in Äthiopien, Am Schulkiosk gibt es nur Süßigkeiten und zuckerhaltige Getränke, weil die Produkte billiger als gesündere Nahrungsmittel sind. zm113 Nr. 18, 16.09.2023, (1572)
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