Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

46 | ZAHNMEDIZIN lundh, Chapple, Jepsen, Kebschull, Schwarz, Sculean, Tonetti) hatte neben Experten aus Parodontologie und Implantologie auch solche aus anderen zahnmedizinischen Disziplinen (Prävention, Prothetik, Alterszahnheilkunde) zur Mitarbeit eingeladen. Die S3-Leitlinie wurde mit methodischer Begleitung der AWMF und der deutschen Leitlinienexpertin Prof. Ina Kopp und entsprechend dem Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation (GRADE)- Prozess entwickelt. Das strikt regulierte und transparente Vorgehen umfasste die Synthese der relevanten Forschung in 13 speziell in Auftrag gegebenen systematischen Reviews, die Bewertung der Qualität und Stärke der verfü gbaren Evidenz, die Formulierung spezifischer Empfehlungen und einen strukturierten Konsensprozess mit fü hrenden Experten und einer breiten Basis von Stakeholdern. Bereits im Frü hjahr 2022 begann der Vorbereitungsprozess der Leitlinienerstellung zunächst mit der Erstellung der systematischen Reviews, die den wissenschaftlichen Hintergrund lieferten. Die Expertise deutscher Autorinnen und Autoren (Dommisch, Hoedke, Berlin; Cosgarea, Jepsen, Jepsen, Bonn; Ramanauskaite, Schwarz, Frankfurt; Grischke, Stiesch, Hannover) floss dabei in drei der 13 systematischen Ü bersichten ein. Die eigentliche Konsensuskonferenz in Spanien fand dann im November 2022 in Präsenz statt. 63 Expertinnen und Experten aus 20 Ländern, davon 15 aus dem DACH-Bereich haben in vier Arbeitsgruppen unterschiedliche Aspekte der Prävention und Therapie periimplantärer Erkrankungen analysiert: „ Arbeitsgruppe 1 (Chapple, Jepsen): Periimplantäre Gesundheit und Prävention „ Arbeitsgruppe 2 (Sanz, Sculean): Management der periimplantären Mukositis „ Arbeitsgruppe 3 (Herrera, Kebschull, Tonetti): Nichtchirurgisches Management der Periimplantitis „ Arbeitsgruppe 4 (Berglundh, Papapanou, Schwarz): Chirurgisches Management der Periimplantitis Ergebnisse Da periimplantäre Erkrankungen letztendlich ein iatrogen geschaffenes Problem sind, wurde bei der Erarbeitung der Leitlinie besonderes Augenmerk auf deren Prävention gelegt. Dabei wurde erstmals in der Zahnmedizin das Konzept der „primordialen“ Prävention eingefü hrt. Dabei geht es darum, die Entwicklung von Risikofaktoren fü r periimplantäre Erkrankungen zu verhindern, einschließlich solcher, die zum Zeitpunkt der Implantatinsertion auftreten, zum Beispiel die Position des Implantats und die Reinigungsfähigkeit der Suprakonstruktion. Da ein Kontinuum von periimplantärer Gesundheit ü ber das Auftreten einer Mukositis bis hin zur Periimplantitis besteht, wird das Management einer Mukositis als primäre Prävention der Periimplantitis angesehen. Maßnahmen der sekundären Prävention sollen das Wiederauftreten einer Mukositis beziehungsweise Periimplantitis nach deren erfolgreicher Behandlung verhindern (Abbildung 1). Dazu wurden 16 evidenz- und expertenbasierte Empfehlungen formuliert, die anschließend im Konsensusverfahren verabschiedet wurden. Insbesondere die Inhalte einer regelmäßigen Implantatnachsorge (Supportive Periimzm113 Nr. 18, 16.09.2023, (1580) Abb. 1: Präventionsstufen für periimplantäre Erkrankungen. Die vorliegende Leitlinie befasst sich mit der Primordial-, der Primär- und der Sekundärprävention. Für die Zwecke dieser Leitlinie wurde das Vorhandensein eines Implantats als Risikofaktor für periimplantäre Erkrankungen angesehen. Foto: [Herrera et al., 2023] PRÄVENTIONSSTUFEN FÜR PERIIMPLANTÄRE ERKRANKUNGEN

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