48 | ZAHNMEDIZIN zm113 Nr. 18, 16.09.2023, (1582) plant Care – SPIC) wurden beschrieben und deren herausragende Bedeutung zur langfristigen Erhaltung periimplantärer Gesundheit hervorgehoben. Wirksame Maßnahmen zum Management einer periimplantären Mukositis wurden in 13 Empfehlungen (einschließlich negativer Empfehlungen zu nicht wirksamen Maßnahmen) beschrieben. Dabei wird eine sehr konsequente Behandlung zu einem definierten Endpunkt angeraten (an maximal einem von vier beziehungsweise sechs Messpunkten darf BOP positiv sein). Bei der Behandlung einer Periimplantitis empfiehlt die Leitlinie ein stufenweises Vorgehen – analog zu den Stufen der Parodontitistherapie (Abbildung 2). In einem ersten Schritt sollte zunächst immer eine nichtchirurgische Therapie stattfinden. Hierzu wurden 11 Empfehlungen formuliert. Der Fokus liegt dabei auf der Kontrolle des Biofilms durch supra- und subgingivale Instrumentierung, aber auch in der Optimierung der häuslichen Implantatpflege und der Kontrolle von Risikofaktoren. Selbstverständlich sollte auch eine eventuell bei dem Patienten erforderliche PAR-Therapie spätestens in dieser Phase durchgeführt werden. Eine Reevaluation des Therapieerfolgs wird circa sechs bis zwölf Wochen nach dieser Therapiestufe empfohlen: Als Endpunkt sollten periimplantäre Sondierungstiefen von ≤ 5 mm mit höchstens einer BOP-positiven Stelle erreicht werden. Andernfalls sollten chirurgische Therapieoptionen in Erwägung gezogen werden. Der adjuvante Einsatz lokaler oder systemischer Antibiotika wird aus Gründen des Antibiotic Stewardship ausdrücklich nicht empfohlen. Wenn nach der nicht-chirurgischen Therapiestufe noch persistierende pathologische Zeichen bestehen (tiefe Taschen mit BOP und/oder Pusaustritt), kommt eine chirurgische Periimplantitistherapie in Betracht. Hierzu wurden 14 Empfehlungen vorbereitet. Die chirurgische Therapie kommt bei schlechter Mundhygiene des Patienten nicht infrage, zunächst ist ein spezielles Mundhygienetraining erforderlich. Als Endpunkt einer erfolgreichen chirurgischen Therapie wurde zusätzlich zu den oben beschriebenen Kriterien auch die Abwesenheit eines weiter progredienten Knochenabbaus vereinbart. Dieser Endpunkt sollte klinisch nach sechs Monaten und radiologisch nach zwölf Monaten bewertet werden. Zugangslappenoperationen dienen dem besseren Zugang zur Oberflächendekontamination, rekonstruktive Verfahren (Knochentransplantate mit oder ohne Membranen) kommen allenfalls bei tiefen vertikalen Knochendefekten in Betracht. Adjuvante systemische Antibiotika werden – wie bereits ausgeführt – ausdrücklich nicht empfohlen. Bedeutung für die Praxis Eine europäische Leitlinie kann ihre Wirkung nur entfalten, wenn sie auch auf nationaler Ebene verfügbar ist. Die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) wird genauso wie auch schon bei den europäischen S3-Leitlinien zur Behandlung der Parodontitis der Stadien I bis III und IV den Prozess der Implementierung in Deutschland organisieren, dieses Mal zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Nach der Ü bersetzung der S3-Leitlinie ins Deutsche und der Einbeziehung einer großen Zahl von Vertretern anderer wissenschaftlicher Fachgesellschaften, der Standesorganisationen und Patientengruppen werden alle Empfehlungen diskutiert, abgestimmt, adoptiert (übernommen) oder adaptiert (geringfügig abgewandelt und an die deutschen Verhältnisse angepasst) werden. Aufgrund der hohen und zunehmenden Prävalenz periimplantärer Erkrankungen in Deutschland ist zu erwarten, dass diese Präventions- und Therapieempfehlungen Zahnmedizinerinnen und Zahnmedizinern eine wertvolle Hilfe bei der Verhütung und bei der Therapieentscheidung zur bestmöglichen evidenzbasierten Versorgung von Patienten mit periimplantären Erkrankungen in den Praxen sein werden. Die Europä ische S3-Leitlinie: Herrera, D., Berglundh, T., Schwarz, F., Chapple, I., Jepsen, S., Sculean, A., Kebschull, M., Papapanou, P. N., Tonetti, M. S., Sanz, M., & on behalf of the EFP workshop participants and methodological consultant (2023). Prevention and treatment of peri-implant diseases. The EFP S3 level clinical practice guideline. Journal of Clinical Periodontology, 1–73. https://doi. org/10.1111/jcpe. 13823. Abb. 2: Chronologischer Ablauf der Interventionen, je nach Stadium der Implantattherapie und nach jeweiliger Diagnose des periimplantären Zustands. INTERVENTIONSABLAUF n
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