Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

82 | GESELLSCHAFT ENGAGEMENT FÜR VULNERABLE GRUPPEN Es gibt eine Menge Möglichkeiten In Deutschland leben viele Menschen, die sich aufgrund ihrer persönlichen Situation nur eingeschränkt und zum Teil gar nicht selbst um ihre Zahngesundheit kümmern können. Gründe dafür sind neben Armut und Obdachlosigkeit auch Pflegebedarf und manche Formen der Behinderung. Kurz vor dem Tag der Zahngesundheit am 25. September stellen wir zwei Zahnärztinnen vor, die sich für diese Menschen einsetzen. Unter dem Motto „Gesund beginnt im Mund – für alle!“ widmet sich der Tag der Zahngesundheit in diesem Jahr vulnerablen Bevölkerungsgruppen. Dazu gehören armutsgefährdete Menschen. Laut Statistischem Bundesamt traf das in Deutschland im Jahr 2021 auf knapp 17 Prozent der Bevölkerung zu, vor allem auf Menschen mit niedrigem Bildungsstand, Alleinerziehende, Familien mit drei oder mehr Kindern und Alleinstehende. Rund 178.000 Menschen waren Anfang 2022 wegen Wohnungslosigkeit in Notunterkünften untergebracht, die Dunkelziffer dürfte viel höher sein. Zudem zeigen viele Untersuchungen, dass die Mundgesundheit der aktuell fünf Millionen Menschen mit Pflegebedarf und der über 345.000 Menschen mit Lern- oder geistiger Behinderung im Durchschnitt deutlich schlechter ist als bei der restlichen Bevölkerung. Die Zahnärztinnen Dr. Kerstin Aurin und Dr. Angela Grundmann gehören zu den vielen Zahnärztinnen, Zahnärzten und ZFA, die sich für mehr Mundgesundheit stark machen. Sie berichten über sinnvolle erste Schritte in Richtung Engagement und wie es sich auf Dauer gut organisieren lässt. Zahnputzfuchs e.V. Für Kerstin Aurin war ihre Tätigkeit an einem Krankenhaus ausschlaggebend, den Zahnputzfuchs zu gründen. Ein zentrales Projekt des Vereins, das auf den Begegnungen mit den Kindern in der Klinik basiert, ist die „Zahnputzperle“. Es hat sich mittlerweile an vielen Kliniken im gesamten Bundesgebiet etabliert. Die Zahnputzperlen sollen Kinder, die eine Chemo- und Strahlentherapie absolvieren, zum gründlichen Zähneputzen motivieren. In dieser Zeit ist gute Mundhygiene besonders wichtig, da die Kinder hohe verhaltens- und ernährungsbedingte Risiken aufweisen und sich die Therapien negativ auf die Mundgesundheit auswirken können – was die Mundhygiene zusätzlich erschwert. „Die Kids bekommen eine Stempelkarte, die sie nach jedem Zähneputzen ausfüllen dürfen. Sind alle Stempelfenster besetzt, erhalten sie eine handgefertigte Perle in Form eines Zahns. Die Perlen werden in Schulen im Rahmen eines Kunstprojekts gebastelt“, erklärt Zahnputzfuchs-Vorsitzende Aurin. „Krankenhausmitarbeitende können sich an uns wenden und bekommen dann das Material zugeschickt.“ Auch für Kinder aus sozioökonomisch schwierigen Verhältnissen engagiert sich der Zahnputzfuchs und setzt dabei auf die Vernetzung mit anderen Initiativen. „Für uns funktioniert es sehr gut, bestehende Strukturen zu nutzen. Unsere Erfahrung zeigt, dass Organisationen wie Jugendeinrichtungen, Vereine oder Träger von Ferienfreizeiten sich freuen, das Thema Zahngesundheit mit unserer Hilfe zu besetzen“, berichtet Aurin. Foto: Sagittarius - stock.adobe.com zm113 Nr. 18, 16.09.2023, (1616)

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