Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

ZAHNMEDIZIN | 91 junger Thrombozyten beschrieben, die ein größeres thrombogenes Potenzial aufweisen [Tărniceriu et al., 2022]. Weiterhin scheint die Bildung von platelet microparticles (PMP) eine entscheidende Rolle bei der gesteigerten Aggregation im Rahmen der ITP zu spielen [Jy et al., 1992]. Außerdem wird eine zelluläre Komponente im Rahmen der Pathogenese der ITP vermutet, denn es konnte bereits eine verringerte Anzahl an regulatorischen T-Lymphozyten (TREGs) nachgewiesen werden, die mit einer Immundysregulation einhergeht [Tărniceriu et al., 2022]. Diagnostisch handelt es sich bei der ITP um eine Ausschlussdiagnose. Es existiert kein laborchemisches Verfahren, mit dem sich die ITP beweisen lässt. Das Hauptaugenmerk liegt demzufolge darauf, Differenzialdiagnosen sowie Ursachen einer sekundären ITP zu identifizieren beziehungsweise auszuschließen. Wie im Fallbericht dargestellt, kann die Diagnosestellung erst nach abgeschlossener ausführlicher Diagnostik erfolgen [Tărniceriu et al., 2022; Curtis, 2014]. Die Therapieindikation wird individuell gestellt und ist abhängig von der Thrombozytenzahl, der Blutungsneigung, dem Krankheitsstadium und -verlauf, wobei jedoch keine festen Schwellenwerte als absolute Therapieindikation definiert sind. Die Erstlinientherapie erfolgt dabei mit Glukokortikoiden aufgrund der immunsupprimierenden Wirkung. Insbesondere bei schweren Blutungen kann die Intervention zusätzlich mit intravenösen Immunglobulinen, Anti-D-Immunglobulin oder Rituximab erfolgen. Bei frustranem Ergebnis besteht die Möglichkeit zur Einleitung einer Zweitlinientherapie mit ThrombopoietinRezeptor-Agonisten, dem SYK-Inhibitor Fostamatinib oder der nur selten durchgeführten Splenektomie [Audia et al., 2021; Neunert et al., 2019]. FAZIT FÜR DIE PRAXIS „ Die Immunthrombozytopenie ist eine seltene Erkrankung, die sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern auftritt und durch Thrombozytenzahlen unter 100.000/µL charakterisiert ist. „ Neben der Antikörper-vermittelten Zerstörung von Thrombozyten spielen eine Aktivierung des Komplementsystems sowie T-Zellen und die Beeinträchtigung der Thrombozytenbildung bei der Pathogenese eine entscheidende Rolle. „ Prolongierte und im ambulanten Setting nur schwer kontrollierbare Nachblutungen können auch aufgrund von seltenen Erkrankungen wie der ITP auftreten und eine stationäre Behandlung sowie Diagnostik erforderlich machen. „ Als Ausschlussdiagnose steht bisher kein Nachweisverfahren für die ITP zur Verfügung. „ Aufgrund der autoimmunen Genese basiert die Erstlinientherapie auf der Immunsuppression mit Glukokortikoiden, während für therapierefraktäre Verlaufsformen beispielsweise Thrombopoietin-Rezeptor-Agonisten zur Verfügung stehen. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. „

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