92 | PRAXIS TIPPS VON EINEM RECRUITING-DIENSTLEISTER Arbeitgeber in Probezeit Mehr als jeder sechste Bewerber hat schon einmal während der ersten 100 Tage gekündigt, fast genauso viele standen mindestens einmal kurz davor. Eine Untersuchung legt nahe, dass neue Mitarbeiter die Einarbeitung („Onboarding“) immer häufiger auch als Probezeit für ihren Arbeitgeber begreifen, der sich ebenso bewähren muss. Generell wird das Onboarding wichtiger fürs Recruiting, weil immer mehr Arbeitnehmer heute die Wahl haben – und die Bindung zu neuen Arbeitgebern sinkt“, schreibt der Berliner Personaldienstleister Softgarden GmbH in seinem Bericht zu einer eigenen aktuellen Befragung. Wenn das Angebot an attraktiven Jobs und Arbeitgebern die Nachfrage dauerhaft und deutlich übersteigt, werde die Einarbeitungsphase zunehmend zur „Probezeit für Arbeitgeber“. Das Ergebnis der Softgarden-Umfrage unter 2.160 Bewerberinnen und Bewerbern zeigt: Da ist noch Luft nach oben. Im Sommer 2022 gaben 17,8 Prozent der Befragten an, schon einmal während der ersten 100 Tage den Job gekündigt zu haben – vier Jahre zuvor waren es noch 11,6 Prozent. Angaben zum Onboarding gehören in die Stellenanzeige Gerade das Onboarding spielte für knapp die Hälfte der Bewerber (49 Prozent) eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen einen neuen Arbeitgeber. Und das beginnt nicht erst mit der Vertragsunterzeichnung, sondern schon mit der Stellenanzeige: 64,2 Prozent der Bewerber sind der Meinung, dass der Arbeitgeber sie bereits dort über die geplante Einarbeitungsphase informieren sollte, im Karrierebereich einer Unternehmenswebsite erwarten dies 77,6 Prozent, beim Jobinterview fast neun von zehn Befragten (87,4 Prozent). Ähnlich viele Befragte (89,2 Prozent) fordern ein, dass das Gesagte und die Realität anschließend auch übereinstimmen. Laut Umfrage ist die Diskrepanz zwischen Worten und Taten jedoch groß: In der Praxis machten 2022 nur 52,9 Prozent die Erfahrung, das zugesagte Leistungen vom Arbeitgeber auch eingehalten wurden. Ein konstant schlechter Wert – 2018 waren es 54,8 Prozent. Wenn sich diese Erwartungen nicht erfüllen, sind die Befragten besonders enttäuscht: Mehr als neun von zehn (92,3 Prozent) wünschen sich, dass die Vorgesetzten ihre Erwartungen an neue Beschäftigte klar formulieren, diese Erfahrung machten allerdings nur 59,3 Prozent. 90,3 Prozent wollen regelmäßiges Feedback zu ihrer Arbeit, jedoch bekommt dies nur jeder Zweite (50,3 Prozent) 90,1 Prozent fordern mit zunehmender Beschäftigungsdauer mehr Freiheiten, um möglichst selbstständig ihre Aufgaben zu erledigen. Erlebt haben dies 76,8 Prozent. 86,9 Prozent wünschen sich einen gelassenen Chef, der auch bei Fehlern ruhig bleibt. Das erleben jedoch nur 68 Prozent. 81,3 Prozent erwarten in der Anfangsphase ihrer Beschäftigung die volle Unterstützung ihres Vorgesetzten – doch berichten können davon nur 51,5 Prozent. Eine weitere Befragung des RecruitingDienstleisters unter 3.381 Bewerberinnen und Bewerbern zeigte im Sommer Nicht zu früh freuen. Erst nach einem erfolgreichen Onboarding ist die neue ZFA wirklich angekommen. Foto: stock.adobe.com - Goffkein (generiert mit KI) zm113 Nr. 18, 16.09.2023, (1626)
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