POLITIK | 95 Fast die Hälfte der Krankenhäuser (47 Prozent) hatte zum Befragungszeitpunkt bereits einfache bauliche Maßnahmen wie Dach- oder Fassadenbegrünungen als Beitrag zum CO2-Ausgleich umgesetzt. Foto: stock.adobe.com - sissoupitch nahmen beklagen und als Ursache für ihre Zurückhaltung nennen, sind vielerorts die Förderprogramme von Bund und Ländern nicht bekannt. Nur gut 50 Prozent der Kliniken hatten zum Befragungszeitpunkt Mittel aus solchen Töpfen beantragt. Dass noch viel zu tun bleibt, zeigt auch der 2023 veröffentlichte und vom Bundesgesundheitsministerium geförderte Bericht „Ressourceneffizienz, Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen" der Stiftung viamedica. Die Recherche in nur 69 der 1.887 Krankenhäuser führt 159 mögliche, zum Teil kleinteilige Maßnahmen auf, durch deren Umsetzung Kliniken nachhaltiger werden könnten. Dadurch ließen sich Kosten einsparen, gleichzeitig seien Aktivitäten in diesem Bereich auch Gesundheitsschutz. „Gehandelt wird nur, wenn Zugzwang besteht“ Doch es gebe zu viele Hemmnisse: „Das Thema ökologische Nachhaltigkeit ist nicht stark genug auf der Leitungsebene der Krankenhäuser präsent. Es fehlt an Zeit und Offenheit für die Umsetzung – auch von Maßnahmen, die fast nichts kosten.“ Auch fehlten die Verantwortlichkeiten und die Managementstrukturen, um diese Themen fest in den Einrichtungen zu verankern, und „Anreize, um ökologische Nachhaltigkeit umzusetzen“. Stattdessen werde nur gehandelt – so die Beobachtung von viamedica –, wenn regulatorisch ein Zugzwang besteht. Auch die Finanzierung der Nachhaltigkeit sei ein großes Hemmnis: Den Kliniken fehle schlicht die Möglichkeit, Projekte in diesem Bereich selbst zu finanzieren. Erschwerend komme hinzu, dass die duale Finanzierung der Krankenhäuser bei der Planung nicht die späteren Erhaltungs- und Betriebskosten der Gebäude berücksichtigt. „Hier muss ein gemeinsamer Weg gefunden werden, nachhaltige Gebäude zu errichten“, fordern die Autoren und liefern mit dem Neubau des Klinikums Frankfurt-Höchst ein Positivbeispiel. Das weltweit erste Krankenhaus im Passivhaus-Standard sei ein „Leuchtturm“, der Unterschied zu einem konventionellen Klinikneubau erheblich. Dort wurden beispielsweise 1.000 dreifach verglaste Fenster verbaut, was bis zu 90 Prozent Heizenergie einsparen soll. Hervorragend sind laut viamedica auch alle Klinken, die eine Stabsstelle Nachhaltigkeit eingerichtet haben. In diesen Einrichtungen gibt es dann einen Klimamanager oder eine -managerin, die direkt an den Vorstand berichten und das Thema Nachhaltigkeit in alle Entscheidungen und alle Bereiche eines Krankenhauses tragen. Laut DKIUmfrage hatten 2019 rund 41 Prozent der Kliniken eine solche Person. Inzwischen dürften es deutlich mehr sein: Denn zwischen Mai 2019 und April 2022 wurden in dem vom Bundesumweltministerium geförderten Projekt KLIK green Krankenhausbeschäftigte zu Klimamanagerinnen und -managern qualifiziert, um konkrete Klimaschutzziele für die Einrichtungen festzulegen, Maßnahmen zu planen und umzusetzen. 250 Krankenhäuser und Reha-Kliniken nahmen teil und ein Folgeprojekt wurde gestartet. mg Deutsches Krankenhausinstitut e.V., „Klimaschutz in deutschen Krankenhäusern: Status quo, Maßnahmen und Investitionskosten“, Auswertung klima- und energierelevanter Daten deutscher Krankenhäuser, https:// bit.ly/zm_KH_und_Klima viamedica – Stiftung für eine gesunde Medizin, Ressourceneffizienz, Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen – Eine Bestandsaufnahme, https://bit.ly/zm_KH_und_Klima2 zm113 Nr. 18, 16.09.2023, (1629)
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