Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 19

zm113 Nr. 19, 01.10.2023, (1678) 28 | ZAHNMEDIZIN sondere Sirolimus oder der anti-Angiogenese-Faktor ARQ 092 haben sich bei pädiatrischen Patienten als vorteilhaft erwiesen [Canaud et al., 2021; Adams et al., 2016]. Dies zeigt eindrücklich, dass die verschiedenen Therapiemodalitäten nicht ausschließlich einzeln zur Anwendung kommen sollten, sondern in vielen Fällen ein interdisziplinäres Therapiekonzept mit einem besseren Ergebnis einhergeht. Das Ziel der vollständigen Entfernung der Läsion sowie einer suffizienten Rezidivprophylaxe kann vor allem bei ausgeprägten Fehlbildungen häufig nur durch die Kombination verschiedener Therapieansätze erreicht werden. Große venöse Malformationen treten nicht selten unter Einbeziehung der Haut oder der Mukosa auf, so dass deren Erhalt bei alleiniger chirurgischer Resektion deutlich erschwert sein kann. Mittels präoperativer Sklerosierung durch beispielsweise Ethanolinjektion und damit einhergehende Endothelschäden, Fibrosierung und Gefäßzerstörung lassen sich intraoperative Komplikationen reduzieren und die ästhetischen und funktionellen Ergebnisse verbessern. Eine weitere Möglichkeit hierfür ist die intravaskuläre Injektion von metallischen Coils oder Okklusionsballons zur Unterbindung des Blutflusses und damit der Perfusion der Läsion. Allerdings sollte dabei beachtet werden, dass Okklusion am Nidus stattfindet, um das Risiko des Wachstums durch Kollateralen nach Verschluss proximaler Arterien zu reduzieren [Johnson und Richter, 2019]. Während große vaskuläre Malformationen regulär im stationären Setting behandelt werden, werden kleinere Resektionen aufgrund des geringen chirurgischen Ausmaßes nicht selten ambulant und ohne adäquate Überwachung therapiert. Unabhängig von der Therapiemodalität stellen jedoch Blutungen eine der häufigsten Komplikationen dar [Carqueja et al., 2018; Johnson und Richter, 2019]. Insbesondere bei der chirurgischen Resektion ist deshalb auch im Rahmen kleiner Eingriffe in jedem Fall eine postoperative stationäre Überwachung indiziert, die – wie im vorliegenden Fall beschrieben – auch bei kleineren Blutungsereignissen zur Blutungskontrolle und Infektionsprophylaxe prolongiert durchgeführt werden kann. FAZIT FÜR DIE PRAXIS „ Bei vaskulären Anomalien handelt es sich um eine heterogene Gruppe verschiedener Erkrankungen, ausgehend von den Gefäßen, die anhand der Klassifikation der International Society for the Study of Vascular Anomalies (ISSVA) in vaskuläre Tumoren als echte Neoplasien und vaskuläre Malformationen ausgehend von fehlerhafter Angiogenese eingeteilt werden. „ Hämorrhagien, chronische venöse Hypertonie und Läsionen, die vital bedrohlich sind oder Extremitäten bedrohen, stellen absolute Therapieindikationen dar, während Schmerzen, geringe funktionelle Beeinträchtigungen, skelettale Deformitäten und ästhetische Störungen zu den relativen Therapieindikationen gezählt werden. „ Neben der chirurgischen Resektion stehen außerdem die Embolisation und die Sklerosierung als Therapieoptionen zur Verfügung. Außerdem gewinnen Immunmodulatoren, insbesondere bei der Behandlung pädiatrischer Patienten, zunehmend an Bedeutung. „ Die chirurgische Resektion ist – abhängig von der Lokalisation – weiterhin von großer Bedeutung, allerdings sollten abhängig vom Ausmaß der Läsion auch interdisziplinäre Therapiekonzepte in Betracht gezogen werden. „ Postoperativ stellen Nachblutungen eine der häufigsten Komplikationen dar, weshalb trotz der nicht selten vergleichsweise wenig invasiven Resektionen dennoch eine stationäre Überwachung der Patienten empfehlenswert ist. Abb. 4: Resezierte vaskuläre Malformation mit zuführendem arteriellem Gefäßstiel (Pfeil) Foto: Universitätsmedizin Mainz ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. „

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