Noch im Dezember desselben Jahres erhielt er eine Professur mit vollem Lehrauftrag für Theoretische Pädagogik an der Pädagogischen Fakultät der Universität Leipzig. 1949 nahm er zusätzlich einen Lehrauftrag an der TH (heute: TU) Dresden wahr. Schnell folgten weitere Karriereschritte: 1950 wurde Ley Professor mit vollem Lehrauftrag für Dialektischen und Historischen Materialismus an der TH Dresden, 1954 an gleicher Stelle Professor mit Lehrstuhl für Gesellschaftswissenschaften und 1955 Direktor des Instituts für Geschichtswissenschaft [Petschel 2003]. 1956 wechselte er als Vorsitzender des Staatlichen Rundfunkkomitees nach Berlin (bis 1962), 1959 übernahm er einen Lehrstuhl an der Humboldt-Universität Berlin (HU) und 1962 wurde er Direktor des dortigen Philosophischen Instituts. Seit 1968 fungierte Ley an der HU zudem als Leiter des Bereichs Philosophische Fragen der Naturwissenschaften. Nach seiner Emeritierung (1977) war Ley, der seit 1958 mit Christine Simon verheiratet war, in Dresden wohnhaft. Dort verstarb er am 24. November 1990 – kurz vor seinem 79. Geburtstag und rund ein Jahr nach der deutschen „Wende“. Als Buchautor und Publizist bekannt geworden Ley, der noch Ende der 1950er-Jahre im „Deutschen Zahnärztlichen Adressbuch“ als Zahnarzt ohne eigene Praxis verzeichnet war [DZA 1959, 794], galt in der DDR als führender Wissenschaftsphilosoph und Philosophiehistoriker mit den Schwerpunkten Aufklärung und Atheismus. Dennoch war sein wissenschaftliches Werk nicht unumstritten. Wenig wohlmeinende Zeitgenossen „sagten ihm spöttisch nach, er sei ‚der größte Philosoph unter den Zahnärzten, und der größte Zahnarzt unter den Philosophen‘“ [Catalogus Professorum Lipsiensium 2019]. Aufgrund seiner stark politisch-ideologisch orientierten Schriften war er in den sozialistisch geprägten Staaten deutlich bekannter als im Westen, wo man vor allem seine kritischen Beiträge zu den Natur- und Technikwissenschaften wahrnahm. Ley verfasste etliche Bücher, darunter das in zwei Auflagen erschienene Werk „Technik und Weltanschauung – Einige philosophische Konsequenzen der wissenschaftlichtechnischen Revolution“ [1969, 2. Aufl. 1971] und die fünfbändige „Geschichte der Aufklärung und des Atheismus“. Daneben publizierte er regelmäßig in der „Deutschen Zeitschrift für Philosophie“, die er zugleich mit herausgab. Mehrere Monografien beschäftigten sich ausführlich mit seinem Werk [Wissenschaft und Persönlichkeit (1981), passim; Rauh/Ruben (2005), passim; Wollgast 2005, 427-454; Wessel 2012]. Zahlreiche Ämter und Auszeichnungen Ley erlangte nach 1945 zahlreiche Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen: So wurde er etwa 1955 Prorektor der TH Dresden und 1956 Vorsitzender des Staatlichen Rundfunkkomitees. 1959 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden in Silber, 1960 den Nationalpreis III. Klasse für Wissenschaft und Technik, 1971 den Orden Banner der Arbeit, 1974 den Karl-Marx-Orden und 1976 eine Ehrenpromotion durch die TU Dresden. Er war zudem Mitglied der Leitung des „Kulturbundes der DDR“ in Berlin, des Redaktions-Kollegiums der Zeitschrift „Die Technik“ und der „Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft“. Vergleicht man das Verhältnis von Ulrich Boelsen (1900–1990) – dem ersten in dieser Reihe porträtierten Zahnarzt [Groß/Wellens 2023] – und Ley zum Nationalsozialismus, so finden sich augenfällige Parallelen. Beide waren Gegner des NS-Systems und demonstrierten dies auch durch ihr Handeln: Boelsen tat dies als Widerstandskämpfer im Untergrund, Ley bekundete dies offen durch Äußerungen und Mitgliedschaften in politisch links stehenden 38 | GESELLSCHAFT zm113 Nr. 19, 01.10.2023, (1688) Titelblatt der Dissertation von Hermann Ley (1943/44) Foto: Groß/Wellens
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