ZAHNMEDIZIN | 43 zm113 Nr. 19, 01.10.2023, (1693) Abb. 8a: Glasionomerzement-Test am Schweine-Molaren mit Testkavität: Serienschnitt in HE-Färbung mit entzündungsfreier Pulpa nach 32 Tagen Abb. 8b: Pulpaausschnitt am Kavitätenboden mit starker, normal strukturierter tubulärer Reizdentinschicht und überlebenden primären Odontoblasten während der Sekretion von Prädentin: Optimalbefund nach schonender Präparation und GIZPulpaschutz Abb. 9a: Glasionomerzement-Test am Schweine-Molaren mit Testkavität mit sehr dünnem Dentinboden: Serienschliff in HEFärbung mit irregulärem Reizdentin und ausgeprägter partieller akuter Entzündung nach sieben Tagen, ohne bakterielle Leakage Abb. 9b: Pulpaausschnitt mit dünnem Primärdentin, Reizdentin als typisches Vasodentin mit vielen Gefäßeinschlüssen und reduziertem Odontoblastensaum: partielle akute Entzündung als Präparationsschaden mit Odontoblastenkern-Aspiration bis in Tubuli von Primärdentin, typischer Befund eines iatrogenen schweren Schadens, der bei guter Wirtsreaktion und sicherem Pulpaschutz trotzdem zur Vitalerhaltung führen kann Fotos: Gängler / Schwarz Die direkte Überkappung der punktförmig eröffneten Pulpa am Kavitätenboden oder nach Pulpotomie an den Kanaleingängen mit Calciumhydroxid, von B. W. Herrmann 1923 eingeführt, hat nicht nur die längste, sondern auch die histopathologisch umfassendste Bestätigung erfahren. Es ist die Krönung der Endodontologie und das sicherste Biomaterial der klinischen Endodontie zur Vitalerhaltung – gerade weil es einen simplen Wirkungsmechanismus hat: Mit einem pH von >12 führt es bei direktem Gewebekontakt zu einer superfiziellen Nekrose. Da durch den Zellstoffwechsel der vitalen Pulpa CO2 gebildet wird, findet an diesen Stellen eine schnelle Umwandlung zu Calciumcarbonat statt, das sich chemisch neutral verhält. Angrenzend an die sterile Nekrose schafft die Pulpa neben einer bindegewebigen Narbe im optimalen Fall eine Hartgewebsbrücke mit neuen sekundären Odontoblasten. Lange wurde über eine Altersgrenze der direkten Überkappung spekuliert, die es aber nicht geben kann, weil der Erfolg allein vom Zustand der Pulpa abhängig ist: Wie viele primäre (ewige) Odontoblasten haben überlebt, welche Ausdehnung hat die chronische Pulpitis, welche zahnmedizinische Therapie / Anamnese / radiografischen Befunde hat der Zahn?
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