64 | TITEL DER BESONDERE FALL Extrusionstherapie nach subkrestalen Frakturen an Oberkiefer-Inzisiven Charlott Luise Hell, Jens Weusmann, Priscila Ferrari Peron, James Deschner, Pablo Cores Ziskoven Traumatisch bedingte Kronen-Wurzel-Frakturen sind schwierig zu therapieren und ziehen häufig die Extraktion des betroffenen Zahnes nach sich. Doch mit entsprechenden Maßnahmen lassen sich auch Zähne mit Kronen-WurzelFrakturen, die das suprakrestale Attachment kompromittieren, erhalten. Zwei Fälle veranschaulichen, wie Zähne nach tiefen Kronen-Wurzel-Frakturen auf unterschiedliche Arten extrudiert wurden, um bei der anschließenden Versorgung Verletzungen des suprakrestalen Attachments vorzubeugen. Fall 1: Ein 22-jähriger Patient stellte sich im Februar 2020 im zahnärztlichen Notdienst der Klinik für Zahn-, Mundund Kieferkrankheiten Mainz vor. Aufgrund einer Synkope war er mit dem Oberkiefer auf den Rand einer Badewanne gestürzt. Intraoral zeigte sich der Zahn 12 mit einer SchmelzDentin-Fraktur ohne Pulpabeteiligung (unkomplizierte Kronenfraktur), der Zahn 11 mit einer Kronen-WurzelFraktur mit Pulpabeteiligung und der Zahn 21 mit einer Schmelz-DentinFraktur mit Pulpabeteiligung (komplizierte Kronenfraktur). Die Zähne zeigten keine erhöhten Lockerungsgrade oder Dislokationen (Abbildung 2). Herausfordernd für die weitere Versorgung war der Frakturverlauf an Zahn 11, an dem die Frakturkante palatinal tief subgingival und mesiopalatinal auch subkrestal lag. Röntgenologisch konnte die klinisch gestellte Verdachtsdiagnose bestätigt und eine Wurzelfraktur ausgeschlossen werden (Abbildung 3). Im Rahmen der Notfallversorgung wurden die Dentinwunden an Zahn 12 provisorisch mit Glasionomerzement verschlossen und die Zähne 11 und 21 mit Kalziumhydroxid-Präparaten direkt überkappt und anschließend dentinadhäsiv versiegelt. Im Verlauf wurde ein Wax-Up für direkte provisorische Kompositaufbauten hergestellt (Abbildung 4). Zur semipermanenten Versorgung musste per Elektrotom mesial und palatinal an Zahn 11 Gingiva exzidiert werden, um einen adäquaten Zugang und eine suffiziente Kontrolle des Arbeitsfeldes zu gewährleisten (Abbildung 5). Durch die direkte provisorische Restauration war der Patient sofort versorgt. Er konnte ohne größere Beeinträchtigung am sozialen Leben teilnehmen und hatte so Zeit für die endgültige Therapieentscheidung (Abbildungen 6 bis8). zm113 Nr. 19, 01.10.2023, (1714) Abb. 1: Suprakrestales Attachment Abbildung: Charlott Luise Hell
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