ZAHNMEDIZIN | 29 Das existiert allerdings heute (noch) nicht. Wir haben eine relativ gute Datenlage für einteilige Keramikimplantate, wenngleich sie nicht mit den umfangreichen Erkenntnissen, die es zu Titanimplantaten gibt, konkurrieren kann. Aus prothetischer Sicht ist ein einteiliges konfektioniertes Implantat sicher ein Schritt zurück, was Möglichkeiten, Workflows und Komfort für den Behandler betrifft. Und bei der Verbindung zweiteiliger keramischer Implantate stehen wir immer noch vor der Herausforderung, dass wir an die Limitationen des Werkstoffs Keramik kommen, wenn wir die beiden Teile wieder lösbar miteinander verbinden wollen. Dafür gibt es verschiedenste Lösungsansätze, von denen aus meiner Sicht keiner an die Verschraubung von Metall herankommt. Trotzdem bleibt das Thema sehr spannend. Ich beschäftige mich seit 20 Jahren damit, hätte aber – ehrlich gesagt – gedacht, dass wir heute weiter wären. Vielleicht geht die Entwicklung ja noch andere Wege und die Zukunft gehört den patientenindividuellen Implantaten – da würde sich Keramik wieder deutlich leichter tun. Die Frage nach möglichen Unverträglichkeiten wird in der Leitlinie nur für das Titan erörtert. Muss man die Frage nicht auch an die Keramik richten? Wir sehen klinisch entzündliche Situationen, die per definitionem als Periimplantitis diagnostiziert werden. Also komplett unproblematisch sind die keramischen Implantate auch nicht, wenngleich sicher die Materialgruppe Keramik gemeinhin im Vergleich zu Metall als biokompatibler gilt – das bleibt aber weitgehend eine Vermutung und ist längst keine gesicherte Erkenntnis. Auch hier ist natürlich die nicht vorhandene Datenbasis das Hauptproblem. Wenn weltweit ein signifikanter Anteil der inserierten Implantate aus Keramik ist, werden wir diese Frage in der Zukunft substanzieller beantworten können. Ich muss aber auch hier etwas Wasser in den Wein gießen, da Keramikimplantate ihre Hauptverbreitung im deutschsprachigen Raum haben und fast alle wissenschaftlichen Arbeiten aus ein paar wenigen Universitäten dort kommen. Ich bin sehr gespannt, in welche Richtung sich alles entwickeln wird. Das Gespräch führte Benn Roolf. Die vorhandene Evidenz belegt, dass sich Titan bislang als bewährt und biokompatibel gezeigt hat. Prof. Dr. Florian Beuer
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