Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 20

32 | TITEL gebraucht werden.“ Die Überlagerung von alten und neuen Kosten bezeichnete der KZBV-Chef als gravierendes Problem: „Diese Problematik wird sich fortlaufend potenzieren: In 2023 fehlen bereits 368 Millionen Punkte bei der Parodontitis-Therapie, im Jahr 2024 werden es 430 Millionen sein.“ Die Zahl der Neubehandlungen ist stark rückläufig Sollten die gesetzlichen Rahmenbedingungen, das heißt die Budgetierung der Leistungen, unverändert bleiben, werde sich der rückläufige Trend bei den Neubehandlungsfällen fortsetzen – mit verheerenden Folgen für die präventionsorientierte Parodontitisversorgung und die Mundgesundheit der Patientinnen und Patienten. Martin Hendges zeigte dabei Verständnis für die Zahnärztinnen und Zahnärzte in den Praxen: „Niemand stellt einen Blankoscheck für eine Behandlung auf drei Jahre aus, ohne Gewissheit zu haben, dass man ihn auch decken kann.“ „Wir haben die Volkskrankheit Parodontitis nicht im Griff“, sagte Prof. Dr. Peter Eickholz, Ex-Präsident und Mitglied der DG PARO, anlässlich der Vorstellung der Evaluationsergebnisse. Vor diesem Hintergrund sei die nach zehn Jahren anstrengender Verhandlungen eingeführte PAR-Strecke ein großer Erfolg und ein zurecht von allen gefeierter Meilenstein für die Mundgesundheit in Deutschland gewesen. „Und das Konzept hat auch funktioniert“, so Eickholz weiter. „Die Kolleginnen und Kollegen in den Praxen haben mitgezogen. Die Schlagzahl der systemischen Parodontitistherapie wurde erhöht. Auch bei Patientinnen und Patienten waren Akzeptanz und Adhärenz insgesamt gut.“ Dass die neue Behandlungsstrecke bis zur Einführung des GKV-FinStG gut angenommen wurde, bestätigen die Ergebnisse des Evaluationsberichts. Demnach lag die Zahl der PAR-Neubehandlungsfälle in den vergangenen zehn Jahren vor der Einführung der neuen PAR-Behandlungsstrecke relativ konstant in einem Bereich von 960.000 bis 1,1 Millionen Fällen, abzüglich eines Corona-bedingten Rückgangs bei den Fallzahlen im Jahr 2020 von minus 7,3 Prozent gegenüber 2019. Eine deutlich steigende Entwicklung im Bereich Parodontalbehandlung ergab sich im Zuge der Neueinführung der ausgeweiteten PAR-Behandlungsstrecke. So war im Jahr 2022 eine Zunahme um 37 Prozent bei den Neuversorgungen zu verzeichnen. Für die abgerechnete Punktmenge bedeutete das laut der Analyse: Während diese sich im Bereich Parodontalbehandlung in den Jahren 2015 bis 2021 relativ konstant in einem Korridor zwischen 450 und 500 Millionen Punkten bewegte, kletterte der Wert im Zuge des ausgeweiteten Leistungsumfangs und der gestiegenen Zahl der Neubehandlungen auf rund 1.030 Millionen Punkte. KZBV und DG PARO kommen in ihrer gemeinsamen Analyse daher zu dem Schluss: „Die gewollte Bekämpfung der Volkskrankheit Parodontitis nahm nach der Einführung der neuen Behandlungsstrecke zum 1. Juli 2021 in 2022 Fahrt auf.“ Das GKV-FinStG drohe diesen Erfolg – und damit die Chance, die Parodontitis als Volkskrankheit in den Griff zu bekommen – zu zerstören, kritisierte Eickholz. Weniger Parodontitistherapie bedeutet hohe Folgekosten Bei KZBV und DG PARO stößt die politische Entscheidung, die PAR-Behandlungsstrecke zu budgetieren, weiterhin auf Unverständnis. Zum einen, weil allen an der Konzeption und Bewilligung beteiligten Parteien „glasklar gewesen sei, dass die neue PAR-Behandlungsstrecke erst einmal mehr kosten“ würde, bringt es Eickholz auf den Punkt. Hendges fügt einen weiteren Grund hinzu: „Es steht im Koalitionsvertrag, dass Prävention wichtig ist. Deshalb können wir nicht nachvollziehen, dass man mit dem GKV-FinStG in diese zm113 Nr. 20, 16.10.2023, (1782) VERSICHERTE MIT PAR-BEHANDLUNG UND INANSPRUCHNAHMEQUOTE PAR 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 5,0% 4,0% 3,0% 2,0% 1,0% 0,0% 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Inanspruchnahmequote (Versicherte mit PAR-Behandlung im Verhältnis zu Versicherten mit KCH-Behandlung) Versicherte mit PAR-Behandlung (in Mio.) 2,07 % 2,06 % 2,10 % 2,13 % 2,19 % 2,10 % 2,15 % 3,48% 1,023 1,029 1,051 1,068 1,105 1,025 1,063 1,707 Abb. 1, Quelle: Evaluationsbericht von KZBV und DG PARO

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