46 | GESELLSCHAFT INTERVIEW MIT PD DR. PURIA PARVINI ÜBER „EXZELLENTE LEHRE“ „Die Studierenden sollen nicht die Luft anhalten, wenn ich den Hörsaal betrete!“ Studierende dürfen aktiv bei den OPs dabei sein, er ist zu nahezu jeder Tages- und Nachtzeit für sie da und seine Vorlesungen sind Legende – für dieses Engagement wurde PD Dr. Puria Parvini jetzt von der Goethe-Universität in Frankfurt ausgezeichnet. Hier erzählt er, was gute Lehre ausmacht. Herr Dr. Parvini, was denken Sie, machen Sie anders als Ihre Kolleginnen und Kollegen? Was macht Ihre Lehre im Vergleich so besonders? PD Dr. Puria Parvini: Ich mache wirklich nur meine Arbeit (lacht). Aber ich mache meine Arbeit wirklich sehr gerne und ich denke, dies wird von den Studierenden dementsprechend wahrgenommen. Gute Lehre ist für mich ein Zusammenspiel zwischen Studierenden und Lehrenden. Und in diesem Zusammenspiel spielt Empathie eine entscheidende Rolle. Ich sage den Studierenden immer, sie sollen bloß keine Angst vor mir haben. Sie sollen nicht die Luft anhalten, wenn ich den Hörsaal betrete. Denn zum Denken braucht man Sauerstoff (lacht). Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine exzellente Lehre aus? Mir ist es wichtig den Inhalt nicht nur als Lehrer zu übermitteln, sondern als Forscher. Ich will die Studierenden zu einem „lebenslangen Lernen“ motivieren und die Neugier für das Fachgebiet wecken. Gute Lehre muss vor allem vielfältig sein, denke ich. Das praxisbezogene Lernen beweist sich meiner Meinung nach als besonders effizient für die Studierenden. Es gibt in der curricularen Lehre auch viele praktische Kurse für Naht- und OP-Techniken an speziellen Kiefermodellen oder Kurse zum Thema Notfallmanagement an speziell dafür konzipierten Notfall-Puppen, diese versuchen meine Kollegen und ich zu optimieren und so praxisnah wie möglich zu gestalten. Außerdem sollte eine Atmosphäre des Vertrauens da sein. Wenn im OP zum Beispiel eine Komplikation auftritt, die ein wenig erfahrener Kollege nicht alleine bewältigen kann, muss er sich trauen, sich rechtzeitig zu melden. In der Lehre ist es dasselbe: Wenn der Studierende sich wohlfühlt in der Vorlesung und sich traut, die Zusammenhänge, die er nicht verstanden hat, zu erfragen, dann erreiche ich viel mehr, als wenn er nur versucht hastig alles mitzuschreiben. Was möchten Sie Ihren Studierenden vor allem mitgeben? Meine Erfahrungen der letzten 20 Jahre gebe ich sehr gerne weiter – das beinhaltet auch das neueste Wissen und OP-Techniken, die noch nicht in den Lehrbüchern stehen. Das Allerwichtigste ist jedoch: Die Studierenden sollten bei einer Behandlung niemals den Faktor „Mensch“ vergessen! Das heißt, sie sollen sowohl fachlich als auch menschlich in der Lage sein, den Patienten bestmöglich zu behandeln. Denn wir Zahnmediziner behandeln Menschen – und das ist ein Privileg! Daher möchte ich meinen StudierenPD Dr. Puria Parvini, M.Sc. M.Sc. arbeitet als Leitender Oberarzt an der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie Chirurgie und Implantologie, Direktor: Prof. Dr. F. Schwarz, ZZMK Carolinum gGmbH, Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Foto: privat zm113 Nr. 20, 16.10.2023, (1796)
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