GESELLSCHAFT | 47 den beibringen, dass sie nicht nur die Krankheiten, sondern den Menschen behandeln. In ihrem Nominierungsschreiben für den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre heben die Studierenden hervor, dass Sie ihnen immer auf Augenhöhe begegnen und sich für alle Fragen Zeit lassen. Wie viele Gedanken machen Sie sich um Ihre Lehrtätigkeit? Sie sind ja kein Pädagoge, sondern Zahnmediziner. Ich bin jetzt seit 17 Jahren in der Klinik tätig und mittlerweile fühle ich mich tatsächlich mehr als Lehrer denn als Zahnarzt. Ich fange morgens um sechs Uhr an und klappe um Mitternacht meinen Laptop zu. Es gibt keinen Tag, an dem ich kürzer trete. Ich versuche wirklich jeden Tag für meine Studierenden und meine Kollegen da zu sein. Und wenn ich mich selbst fortbilde, verspüre ich eine große Motivation, dass ich das neue Wissen, was ich mir aneigne, an über 500 Studierende und an meine Kollegen weitergeben kann. Wie haben Sie selbst Ihre Studentenzeit erlebt? Ich bin damals einen anderen Weg gegangen als die meisten Zahnmedizinstudierenden: Ich kam 1986 aus dem Iran nach Deutschland, habe zunächst die Schule besucht und dann für die Universität Mainz ein Stipendium erhalten. Mein Studium musste ich selbst finanzieren, also habe ich dort in der Klinik gearbeitet. Dies hat mir rückblickend sehr geholfen. Denn ich habe dort sehr viel lernen können. Ich habe viele Patienten als Menschen kennengelernt und ebenso viele Lehrende. Mein Vorbild ist der persische Arzt und Philosoph Avicenna, der im 11. Jahrhundert sein Wissen an alle Menschen weitergegeben hat, ungeachtet von deren Religion oder Herkunft. Für ihn war das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler etwas Heiliges, etwas Familiäres. Ich habe viel über sein Leben gelesen und immer versucht, ihn als mein Vorbild zu nehmen. Demgemäß versuche ich immer, einen guten und respektvollen Umgang mit meinen Kollegen zu pflegen. Und genau dies sind die Studierenden ja – meine zukünftigen Kollegen! Daher sollte man ihnen schon im Studium auf Augenhöhe begegnen. In einer Umfrage des Studierendenparlaments des FVDZ von 2022 und 2023 berichten viele Zahnmedizinstudierenden von einem rauen Umgangston und sogar Schikane im Studium. Lob und Respekt seien vielerorts Mangelware. Sind die Bedingungen im Zahnmedizinstudium so unfair? Was Sie beschrieben haben, das sind meistens Kommunikationsprobleme oder Probleme, die sich über einen längeren Zeitraum aufgestaut haben. Meiner Meinung nach ist eine gute Kommunikation in der Lehre außerordentlich wichtig. Probleme müssen, sobald sie da und noch klein sind, gelöst werden. Studierende und Lehrende sollten immer alle Unstimmigkeiten miteinander besprechen und kommunizieren können, damit es gar nicht erst zu solch einem rauen Umgangston kommt, den viele beklagen. Aber genau dies ist eben leider nicht immer der Fall. Ich denke, man muss wirklich beide Sichtweisen – der Studierenden und der Lehrenden – betrachten. Hinzu kommt: Das Wissen verzigfacht sich immer wieder. Und die Menge, die die Studierenden zu lernen haben, nimmt von Jahr zu Jahr zu. Die Vorlesungszeit reicht einfach nicht immer aus, die komplexen Themen von A bis Z zu unterrichten, so dass keine Fragen mehr übrig bleiben. Das heißt, die Studierenden müssen sich vor der Vorlesung bereits vorbereiten, dann sind sie in der Vorlesung und danach müssen sie diese entsprechend nacharbeiten. Die Studierenden der Zahnheilkunde haben wirklich einen enormen Druck. Sie müssen nicht nur die Theorie lernen, sondern auch direkt am Patienten arbeiten. In der Vorklinik haben sie die Möglichkeit, die gelernte Theorie erstmals am Phantomkopf in die Praxis zu übertragen – aber der Phantomkopf blutet nicht und er hat auch keine privaten oder beruflichen Probleme. Wenn dann also in der Klinik erstmals der Faktor „Mensch“ dazukommt, entzm113 Nr. 20, 16.10.2023, (1797) „Ich unterrichte nicht bloß Studierende, sondern bilde meine zukünftigen Kollegen aus!“ Puria Parvini Die innovative Diamantierung mit integrierten Keramikperlen: konzentrierte Schneideleistung für optimale Kontrolle bei dauerhaft effektivem Abtrag. DIAO: für mehr Effizienz im Praxisalltag. Überzeugende Performance – spürbare Kontrolle. kometstore.de/diao © 02/2023 · 420210V0
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