zm113 Nr. 20, 16.10.2023, (1798) 48 | GESELLSCHAFT steht plötzlich sehr viel Druck. Und diesen Druck sachlich, fachlich und neutral zu bewältigen, fällt nicht jedem leicht – den Studierenden nicht und auch nicht den Lehrenden. Was müsste sich insgesamt im System verändern, damit solche Kommunikationsprobleme weniger werden? Nicht nur die Studierenden haben lange Arbeitszeiten. Die Unikliniken sind da, um die vielen Studierenden auszubilden und damit die Lehrenden sich weiterbilden. Wir haben drei Säulen: die Lehre, die Forschung und die Patientenbehandlung. Das heißt, der Arbeitsalltag an einer Universitätsklinik ist unglaublich abwechslungsreich – aber ebenso fordernd (lacht). Man muss sich in alle drei Bereiche sehr gut einarbeiten – und meiner Meinung nach, darf die Lehre nicht vernachlässigt werden. Denn: Wir bilden die Zukunft aus! Ich persönlich wollte immer gerne in einer Uniklinik arbeiten. Warum? Weil ich es unglaublich mag und spannend finde, mich selbst immer wieder fortzubilden und am Puls der Zeit zu bleiben. Außerdem gefällt mir das Arbeiten mit jungen Menschen, die ein wirkliches Interesse an einem Themengebiet haben, sehr. Ich habe mir also gezielt diese Plattform ausgesucht: Hier an der Uniklinik wird mir die Möglichkeit gegeben etwas zu bewirken. Und ich muss sagen, ich persönlich hatte bisher immer sehr viel Glück – mit meinen Kollegen und mit meinen Studierenden, aber auch mit meinen Vorgesetzten, die mir gegenüber stets sehr wertschätzend aufgetreten sind. Dennoch erleben Sie als Dozent beide Seiten. Welche Kritik kommt von den Lehrenden? Ich höre oft, dass beide Seiten, Studierende und Lehrende, wenig Wertschätzung füreinander aufbringen können. Und ich denke, dies ist das größte Problem. Jeder Mensch freut sich über Lob nach einer guten Leistung. Die Studierenden, die Leistung bringen, die fleißig sind, die sich mit Patienten gut unterhalten, die eine gute Diagnostik führen, die sich die Theorie im Studium gut angeeignet haben, die muss man dementsprechend auch loben. Und damit darf man nicht geizen! Sie selbst haben viel Lob bekommen: Ihre Studierenden beschrieben Sie in der Laudatio als „außergewöhnliche Person“ mit vielen positiven Eigenschaften. „Dr. Parvini ist ein Vorbild, nicht nur als Zahnarzt, sondern auch als Mensch.“ Wie haben Sie die Preisverleihung erlebt? (lange Pause, ein tiefer Seufzer, dann Lachen) Ich glaube, Sie merken es noch heute: Es macht mich sprachlos. Ich habe nun mehrere Generationen von Studierenden, Zahnärztinnen und Zahnärzten, Weiterbildungsassistenten sowie Oberärztinnen und Oberärzten ausgebildet, die jetzt alle erfolgreich arbeiten. Und ich bin mir meiner Verantwortung stets bewusst. Solch einen Preis zu erhalten, macht mich unglaublich glücklich und es motiviert mich sehr. Ich fühle mich vollgetankt, jung, fit und motiviert, genau dort weiterzumachen. Das Interview führte Navina Bengs. „EIN VORBILD ALS ZAHNARZT UND ALS MENSCH“ Zum 22. Mal wurde an der Goethe-Universität in Frankfurt der 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre verliehen. Den mit 15.000 Euro dotierten 1. Preis erhielt PD Dr. Puria Parvini, M.Sc. M.Sc., der als Leitender Oberarzt an der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie der Goethe-Universität tätig ist. In ihrem Nominierungsschreiben heben die Studierenden hervor, dass Parvini sich sehr dafür einsetzt, den zahnmedizinischen Nachwuchs auf den aktuellen wissenschaftlichen Stand zu bringen. Sie beschrieben ihn als „außergewöhnliche Person“. Er begegne den Studierenden auf Augenhöhe, nehme sich für alle Fragen Zeit, lasse den Nachwuchs an seiner Forschung teilhaben. Mithilfe einer ausführlichen Dokumentation seiner Patientenfälle fülle er den theoretischen Inhalt seiner Vorlesungen mit Leben. Er ermögliche den Studierenden zum Teil auch eine aktive Teilnahme an Operationen. „Dr. Parvini ist ein Vorbild, nicht nur als Zahnarzt, sondern auch als Mensch“, schloss die Laudatio. Der 2. Preis (10.000 Euro) ging an Dr. Bianca Bertulat, die als Koordinatorin des Goethe-Orientierungsstudiums Natur- und Lebenswissenschaften der Goethe-Universität wirkt. Mit dem 3. Preis (5.000 Euro) wurde der Religionspädagoge Prof. David Käbisch ausgezeichnet, der die Professur für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts am Fachbereich Evangelisch Theologie innehat. Der 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre wird jährlich gemeinsam von der Goethe-Universität und der Stiftung der Frankfurter Sparkasse vergeben. Er soll das Bewusstsein für die Bedeutung innovativer Hochschullehre schärfen und das Engagement herausragender Lehrender sichtbar machen. Das Nominierungsrecht liegt bei den Studierenden, die Entscheidung fällt eine Kommission, in der alle Statusgruppen sowie die Geschäftsführung der Stiftung der Frankfurter Sparkasse vertreten sind. Die wichtigsten Kriterien für die Vergabe sind: Innovation in der Lehre, besondere Qualität der Lehrveranstaltungen sowie außergewöhnliches Engagement in der Betreuung von Studierenden. Oralchirurg Dr. Puria Parvini inmitten der Studierenden, die ihn für den 1822-Universitätspreis nominiert hatten. Foto: privat
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