GESELLSCHAFT | 57 eingeforderte Gegenleistung für Karrieremöglichkeiten. 1,9 Prozent der Frauen und 0,6 Prozent der Männer waren Zeugin/ Zeuge einer Vergewaltigung am Arbeitsplatz. Opfer einer Vergewaltigung waren 0,8 Prozent der Frauen und 0,1 Prozent der Männer. Die Teilnehmenden wurden auch gefragt, ob die Gesundheitsorganisationen ihrer Meinung nach angemessen mit dem gemeldeten sexuellen Fehlverhalten umgegangen seien. Der General Medical Council (GMC) – eine unabhängige Körperschaft zur Aufsicht über Ärzte im Vereinigten Königreich, vergleichbar mit einer Ärztekammer – erhielt dabei die schlechtesten Bewertungen. Nur 15,1 Prozent der Frauen und 48,6 Prozent der Männer hielten die Reaktionen des GMC im Umgang mit sexuellem Fehlverhalten demnach für angemessen. Ähnlich schlecht fielen die Bewertungen für die mehr als 15 semi-autonomen National Health Service Trusts aus. Die Reaktion dieser Stiftungen, die verschiedene Aspekte der Gesundheitsversorgung im Vereinigten Königreich regeln, empfanden nur 15,8 Prozent der Frauen und 44,9 Prozent der Männer als ausreichend. Fazit der Forschenden: „Die Ergebnisse dieser Studie haben Auswirkungen auf alle Beteiligten, einschließlich der Patienten.“ Die erhobenen Zahlen seien so hoch, dass sexuelles Fehlverhalten „ein ernstes Problem für den Berufsstand“ darstelle. Gleichzeitig bestehe ein weit verbreiteter Mangel an Vertrauen in die britischen Organisationen im Gesundheitswesen, die sich mit diesem Problem befassen. „Ein Kulturwandel im Gesundheitswesen ist überfällig“ Diese Erkenntnisse erforderten konkrete Maßnahmen, schreibt das Autorenteam. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Regulierungsbehörden, Hochschulen, Arbeitgeber und Ausbildungsbehörden zusammenarbeiten, um die Arbeitskräfte- und Organisationskultur zu verbessern und angemessene Mechanismen für den Umgang mit Tätern zu schaffen.“ Es handele sich um ein „äußerst ernstes Problem“, das nicht nur Chirurginnen und Chirurgen und nicht nur das Personal im britischen Gesundheitswesen betrifft. Ein Kulturwandel im Gesundheitswesen und in den verantwortlichen Organisationen sei längst überfällig. Das WPSMS schlägt die Einführung eines Null-Toleranz-Rahmens für sexuelles Fehlverhalten im Gesundheitswesen und robuste Mechanismen für den Umgang mit Tätern vor, die sich an jüngsten Arbeiten der Weltgesundheitsorganisation WHO orientieren. Die neue Richtlinie der WHO zur Prävention und Bekämpfung sexuellen Fehlverhaltens trat am 8. März 2023 in Kraft und stärkt die Rechts- und Rechenschaftsrahmen der WHO, um eine Nulltoleranz für sexuelles Fehlverhalten und für die Untätigkeit dagegen zu erreichen. Der Oberbegriff „sexuelles Fehlverhalten“ umfasst in der WHORichtlinie alle Formen verbotenen sexuellen Verhaltens, unter anderem sexuelle Ausbeutung, sexuellen Missbrauch, sexuelle Belästigung und jede Form sexueller Gewalt. In der Tageszeitung The Times sagte Tamzin Cuming, beratende Chirurgin und Vorsitzende des Women in Surgery-Forums am Royal College of Surgeons of England, dass dies ein „MeToo-Moment“ für die Chirurgie sei. Sie fordert einen „seismischen Wandel in der Gesundheitskultur“. mg Die Studie: Christopher T Begeny, Homa Arshad, Tamzin Cuming, et al.: „Sexual harassment, sexual assault and rape by colleagues in the surgical workforce, and how women and men are living different realities: observational study using NHS population-derived weights“, British Journal of Surgery, 2023;, znad242, https://doi.org/10.1093/bjs/znad242
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