Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 20

66 | PRAXIS BURN-OUT BEI ZAHNÄRZTEN Bürokratie verursacht Stress Katharina Lefarth, Carolin Wissel-Seith, André Wannemüller, Hans-Peter Jöhren Eine neue Studie hat die Häufigkeit von Burn-out in deutschen Zahnarztpraxen untersucht. Während die Burn-outPrävalenz im Vergleich zu früheren Erhebungen weitgehend konstant blieb, rückt die Bürokratie in den Praxen als Stressfaktor in den Fokus. „Die praktische Arbeit und der Umgang mit den Patienten werden vielen Umfrageteilnehmern zufolge nicht als Stressbelastung, sondern als Berufung empfunden.“ Doch die „immer mehr ausufernden Verwaltungsaufgaben“ und eine „nicht gut funktionierende Telematikinfrastruktur“ stellen die eigentliche Belastung dar, schreiben die Studienautoren im vorliegenden Beitrag. Eine Analyse unter deutschen Zahnärzten aus dem Jahr 2010 zeigte eine Burn-out-Quote von 13,6 Prozent. Weitere 31,9 Prozent waren zudem Burn-out-gefährdet [Wissel et al., 2010]. Im Jahr 2022 wurde nun im Rahmen einer Follow-Up-Studie in Zusammenarbeit der Universität Witten-Herdecke und dem Arbeitskreis für Psychologie und Psychosomatik der DGZMK unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Peter Jöhren die aktuelle Situation bei Zahnmedizinern erneut analysiert. An der Gesamtstudie beteiligten sich nach einem Aufruf in den zm insgesamt 827 Zahnärztinnen und Zahnärzte, die einen Fragebogen in Analogie zu 2010 beantworteten. Das Burn-out-Syndrom Wird chronischer Stress am Arbeitsplatz nicht erfolgreich verarbeitet, häufen sich stressbedingte physische und psychische Symptome. Die Folgen sind ein schleichender Prozess der Erschöpfung, der geistigen Distanz zur eigenen beruflichen Tätigkeit, sowie der reduzierten professionellen Leistungsfähigkeit – das Burn-out-Syndrom [WHO: ICD-11; 2019]. Basierend auf dem Screeningtool des Maslach-Burnout-Inventory zeigt die aktuelle Untersuchung unter deutschen Zahnärztinnen und Zahnärzten, dass ein Anteil von 13,1 Prozent bereits von Burn-out betroffen und 30,8 Prozent von Burn-out gefährdet sind. Im nationalen Zehnjahresvergleich lässt sich sowohl für die Kernskala „emotionale Erschöpfung“ als auch für die Skalen „Depersonalisierung“ und „reduziertes persönliches Leistungsempfinden“ kaum eine Veränderung der Mittelwerte feststellen (Abbildung 1). Im Gegensatz zu den nahezu konstanten Burn-out-Quoten unter deutschen Zahnmedizinern zeigt eine aktuelle Metaanalyse der Arbeitsgruppe von Huiqing Long [2023] weltweit insgesamt eine geringere Gesamtprävalenz, im Vergleich zur Situation vor einem Jahrzehnt. Es zeigte sich tendenziell, dass die Anzahl der Burn-out-Fälle in Europa höher ist als in den USA. Eine US-amerikanische Untersuchung von Calvo [2021] zeigte jedoch ebenfalls eine Burn-out-Prävalenz von 13,2 Prozent. Eine weitere Metaanalyse von da Silva Moro [2022] ergab eine aktuelle Burn-out-Prävalenz von 13 Prozent, basierend auf Studien, die den Maslach-Burn-out-Inventarfragebogen mit Subskalen verwendeten. Eine australische Autorengruppe berichtete sogar über eine Häufigkeit von 24,8 Prozent bei australischen praktizierenden Zahnärztinnen und Zahnärzten [Hopcraft, 2023]. Während der COVID-19-Pandemie wurden zusätzliche Studien zum Thema Burn-out durchgeführt. In einer schottischen Umfrage gaben 55 Prozent der befragten Zahnärzte an, emotional erschöpft zu sein. Zusätzlich berichteten etwa 27 Prozent von erheblichen depressiven Symptomen während dieser herausfordernden Zeit [Humprhis, 2021]. In der Türkei wurde eine Burn-out-Rate von 20 Prozm113 Nr. 20, 16.10.2023, (1816) Foto: Andrii – stock.adobe.com, generiert mit KI

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