Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 20

82 | POLITIK schaft die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung gefährdet. Mit aktuell 17.830 Apotheken befände sich die Apothekendichte in Deutschland schon jetzt auf einem historischen Tiefstand, teilte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) im Rahmen des Apothekentags mit. Vor dem Hintergrund der seit Jahren immer stärker sinkenden Apothekenzahlen, aber auch des akuten Nachwuchs- und Personalmangels sowie inflations- und tarifvertragsbedingter Kostensteigerungen bezeichnete Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA, den politischen Handlungsdruck als groß. Wie tief die Stimmung innerhalb der deutschen Apothekerschaft gesunken sei, untermauere der neueste „Apothekenklima-Index“, eine jährlich im Auftrag der ABDA stattfindende Meinungsumfrage, den der Verband zum Auftakt des Apothekertags vorgestellt hatte. Demnach befürchten rund zwei Drittel (63,6 Prozent) aller Apothekeninhaberinnen und -inhaber, dass sich die wirtschaftliche Lage ihrer eigenen Apotheke in den nächsten zwei bis drei Jahren verschlechtert. Vier von fünf der insgesamt 500 Befragten sagten außerdem, dass die Erhöhung des Festzuschlags pro rezeptpflichtigem Arzneimittel von derzeit 8,35 Euro (80,0 Prozent) für sie oberste Priorität haben. Neun von zehn Apothekerinnen und Apothekern (90,4 Prozent) wünschen sich, dass bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen in den nächsten zwei bis drei Jahren auf der politischen Tagesordnung stehen. Buhrufe für Lauterbach In seiner Rede kündigte der digital zugeschaltete Bundesgesundheitsminister Gesetzesänderungen an, mit denen unter anderem Apothekengründungen erleichtert werden sollen. Karl Lauterbach stellte beispielsweise in Aussicht, dass die Gründung von Filialapotheken leichter werden soll und dass unter bestimmten Voraussetzungen pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten Beratungen in der Filiale allein anbieten dürfen. Beim Mehrbesitzverbot werde es jedoch bleiben. Von der Apothekerschaft erntete Lauterbach für seine Vorschläge Buhrufe. „Die Vorhaben bedeuten in der Konsequenz die Aufhebung des Mehrbesitzverbots. Das führt langfristig dazu, dass unser heilberufliches und unabhängiges Apothekensystem den Angriffen von Fremdkapital ausgeliefert wird“, kritisierte ABDA-Chefin Overwiening. Die Erfahrung aus anderen Ländern zeige, dass die von Lauterbach geplanten neuartigen Filialapotheken fast ausschließlich in stark frequentierten Lagen und in Stadtnähe gegründet würden. Auf dem Land werde das Apothekensterben weitergehen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, kündigte die ABDA an, den November zum Protestmonat zu machen. Der Plan: Ab dem 8. November soll es an jedem Mittwoch im November regionale Apothekenschließungen und zentrale Kundgebungen geben. Bereits im August hatte die ABDA zur Teilnahme an einer Protest-Postkartenaktion aufgerufen. Nach Angaben der Bundesvereinigung hätten Kundinnen und Kunden auf „hunderttausenden handschriftlich ausgefüllten Postkarten erklärt, warum ihnen ihre Apotheke vor Ort so wichtig ist und warum sie sie keinesfalls missen möchten“. sth zm113 Nr. 20, 16.10.2023, (1832) Mehr als 300 Delegierte aus ganz Deutschland nahmen an der Hauptversammlung auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf teil. Eine ihrer Forderungen: Der Festzuschlag soll auf zwölf Euro netto je verschreibungspflichtiger Arzneimittelpackung steigen. Foto: ABDA/Wagenzik

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