Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

12 | POLITIK zm113 Nr. 21, 01.11.2023, (1866) KBV, KZBV UND ABDA IN DER BUNDESPRESSEKONFERENZ Heilberufler richten „Notruf“ an den Kanzler Eine spürbare Verschlechterung der flächendeckenden und wohnortnahen Versorgung sei absehbar, sollte sich an dem schlingernden Politikkurs von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht schnell etwas ändern. So lautete die Warnung von Kassenärztlicher und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KBV und KZBV) sowie der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Am 19. Oktober richteten Martin Hendges, Dr. Andreas Gassen und Gabriele Regina Overwiening in der Bundespressekonferenz in Berlin einen gemeinsamen „Notruf“ an Kanzler Olaf Scholz. Die einzelnen Probleme seien zwar grundsätzlich nicht neu, die Ernsthaftigkeit der daraus resultierenden Bedrohungslage dann aber doch. Konkret drohe das Zusammenspiel von Bürokratie- und Sparwahn, holpriger Digitalisierung, dem belastenden Fachkräftemangel, der Arzneimittel-Lieferengpässe und dem geringem Verständnis des Ministers für eine präventive Versorgung die bestehenden Strukturen „unwiederbringlich zu zerstören“. MartinHendges,Vorstandsvorsitzender der KZBV, schilderte die „verheerenden Folgen in der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Parodontitis“, die sich aus der strikten Budgetierung des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes (GKV-FinStG) ergeben. Das Spargesetz von Lauterbach grätschte – wie vorhergesagt – mitten in die Einführungsphase der neuen, präventionsorientierten Behandlungsstrecke zur Bekämpfung der Parodontitis. Jetzt zeige der Evaluationsbericht von KZBV und der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO), dass die Zahl der Neubehandlungsfälle für die dreijährige PAR-Behandlungsstrecke eklatant eingebrochen ist. „Das hat fatalen Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung“ 2024 werde sich diese Problematik durch das GKV-FinStG weiter verschärfen, erläuterte Hendges, da nur noch die Mittel für die unterstützende Parodontitistherapie bei bereits laufenden Behandlungen aus den Vorjahren zur Verfügung stehen – „mit fatalen Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung“. Mit Blick auf die Folgekosten nicht frühzeitig behandelter Parodontitis, die sich allein im zahnärztlichen Bereich auf rund 200 Millionen Euro jährlich summieren, sei die Haltung Lauterbachs obendrein unsinnig. Dem pflichtete KBV-Chef Dr. Andreas Gassen bei: In der aktuellen Gesundheitspolitik der Ampel-Regierung könne „niemand eine ordnende Hand oder ein strategisches Ziel erkennen“. Die Politik des Ministers laufe darauf hinaus, die ambulanten Strukturen mit selbstständigen Freiberuflern als Rückgrat der Versorgung zu zerstören. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bestätigte die Bewertung ihrer Kollegen. „In der LieferengpassKrise beweisen die Apotheken erneut, wie wichtig sie für die Daseinsvorsorge sind“, sagt sie. Doch trotz steigender Kosten sei die Vergütung seit 2013 eingefroren. mg Zeigten Einigkeit (v.l.): Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KBV) und Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Foto: zm_mg

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