Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

40 | TITEL ORALE SYMPTOME INFOLGE DER WECHSELJAHRE Menopause und Mundgesundheit Schweißausbrüche, Stimmungsschwankungen, Schwindel: Die Beschwerden der Menopause sind bekannt. Weniger geläufig ist, dass die hormonellen Veränderungen auch die orale Gesundheit beeinträchtigen können. Diese Symptome sind häufig eher unspezifisch und werden selten mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht. Zahnärztinnen und Zahnärzte sollten bei Patientinnen im mittleren Alter die möglichen Folgen für die Mundgesundheit im Blick behalten: Nicht weniger als 43 Prozent der Frauen in der Postmenopause weisen orale Symptome auf. Dazu zählen häufig Xerostomie, Dysgeusie, das Burning-mouth-Syndrom und eine höhere Schmerzempfindlichkeit [Ciesielska et al., 2022]. Denn der verminderte Östrogenspiegel hat nicht nur Auswirkungen auf die vaginalen Schleimhäute, sondern auch auf die Mundschleimhaut – in beiden Geweben befinden sich Östrogenrezeptoren [Sen et al., 2022]. Nachgewiesen wurden sie (vorwiegend der Rezeptor Beta) in Biopsien von der oralen Schleimhaut und den Speicheldrüsen, was hinweisgebend dafür ist, dass Östrogen an der normalen Speichelfunktion, der Qualität und der Quantität sowie an der Homöostase beteiligt ist [Jacob et al., 2022]. Peri- sowie postmenopausal haben viele Frauen eine leicht verminderte Speichelflussrate – sowohl stimuliert als auch unstimuliert [Folglio-Bonda et al., 2019; Mishra et al., 2021]. Wissenschaftler stellten auch eine negative Korrelation der Xerostomie-Symptomatik mit den Östrogen- und Progesteronspiegeln fest [Jacob et al., 2022]. Dabei kann zu wenig Speichel nicht nur Karies, orale Infektionen, Schluckund Geschmacksstörungen begünstigen, sondern die Schleimhaut auch empfindlicher machen und möglicherweise die Toleranz gegenüber herausnehmbarem Zahnersatz verringern [Ciesielska et al., 2022]. Es kann auch zu einer Störung des mikrobiellen Gleichgewichts und zur Vermehrung fakultativer Pathogene, etwa Candida albicans, kommen [Ciesielska et al., 2022]. Bei Frauen, die sich einer Hormonersatztherapie unterzogen, verbesserte sich die Symptomatik [Jacob et al., 2022]. Wie sich der Speichel verändert Bemerkenswert ist eine Studie aus Teheran, wonach Xerostomie während der Postmenopause mit einer verringerten Knochenmineraldichte der Lendenwirbelsäule einhergeht [Agha-Hosseini et al., 2011]. Verglichen wurde hier eine Gruppe von Frauen in der Postmenopause mit einer Kontrollgruppe (n = 60). Die Stärke der Xerostomie korrelierte dabei negativ mit der Knochenmineraldichte. Doch nicht nur die Menge des Speichels, auch dessen Zusammensetzung kann sich während der Menopause verändern. So besaßen Frauen in den Wechseljahren eine erhöhte Konzentration von anorganischem Speichelkalzium [Ciesielska et al., 2022]. Die Forschenden nehmen an, dass der verminderte Östrogenspiegel die intestinale Resorption von Kalzium Die Menopause hat bei vielen Frauen auch Auswirkungen auf die Mundgesundheit. Foto: fizkes – stock.adobe.com zm113 Nr. 21, 01.11.2023, (1894) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=