Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

48 | ZAHNMEDIZIN INTERVIEW MIT PROF. DR. ELMAR HELLWIG ZU SEINEM ABSCHIED „Die Wissenschaft hat in mir das Feuer entfacht!" Er verfügt über gut vier Jahrzehnte Erfahrung in Wissenschaft und Lehre, seit 1993 ist er Ärztlicher Direktor der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie am Universitätsklinikum Freiburg – und seit mehr als zehn Jahren wissenschaftlicher Beirat der zm: Prof. Dr. Elmar Hellwig. Wir haben ihn zu seinen persönlichen Erfahrungen und zu den Entwicklungen in der Zahnmedizin befragt, denn: Ende des Jahres geht er in den Ruhestand. Herr Prof. Hellwig, haben Sie den Schlusspunkt Ende 2023 bewusst gesetzt? Prof. Dr. Elmar Hellwig: Ja, das Landeshochschulgesetz hilft etwas nach beim Abschied. Ich werde im nächsten Jahr 70 Jahre alt und mit diesem Lebensalter ist in Baden-Württemberg definitiv Schluss. Hätten Sie gern weitergemacht? Irgendwann muss man den Schlussstrich ziehen. Es hätte sicher noch viele tolle Projekte gegeben, aber ich denke auch, dass es Zeit ist, den Staffelstab nun weiterzugeben. Ich werde ja von der Zahnmedizin trotzdem nicht lassen können: Wie Sie wissen, stehe ich der zm noch weiterhin sehr gern als Berater zur Seite und auch standespolitisch werde ich mich als Vorstandsmitglied der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg weiter engagieren. Was werden Sie am meisten vermissen? Das kann ich Ihnen sehr genau sagen: Es ist dieses wunderbare Team, mit dem ich all die Jahre lang arbeiten durfte. Es sind die Menschen und deren Begeisterung, mit der sie gelehrt, geforscht und miteinander gearbeitet haben. Die Begeisterung, immer neugierig zu bleiben, all das wirklich zu wollen, was sie tun. Das immer wieder zu spüren, war einfach klasse. Das klingt so ideal, dass ich nachfragen muss: Sie sind 30 Jahre lang Chef – in dieser Funktion kann doch nicht alles konfliktfrei gelaufen sein. Vielleicht ist der Teambegriff da etwas unscharf. Es geht nicht um ein diffuses Netiquette-Wohlfühlarbeiten. Ich will mal eine Parallele zum Sport ziehen. Ich habe eine Zeit lang Fußball gespielt – bei diesem Sport gibt es eine Mannschaft und einen Trainer. Beide sind aufeinander angewiesen: Der Trainer braucht gute Spieler, die im Spiel selbstständig die richtigen Entscheidungen treffen können. Und die Spieler brauchen einen Trainer, der ihre Stärken erkennt, fördert und sie dort aufstellt, wo sie erfolgreich spielen können. Wenn das gut funktioniert, haben wir einen echten Mannschaftsgeist, eine Atmosphäre, in der man gern arbeitet und die resilient gegen Probleme ist. Ich hatte eine tolle Mannschaft mit starken Persönlichkeiten und ich werde bis zum letzten Tag voller Freude in die Klinik gehen. Dass da der Abschied Ihnen schwerfällt, war in Ihrer Rede auf dem Symposium zu spüren… Ich bin normalerweise nicht gerade derjenige, der in solchen Situationen Tränen vergießt, aber bei der Rede war es schon sehr knapp. Der Abschied ist natürlich ein Anlass, auch auf die Anfänge zurückzublicken. Wie sind Sie damals zur Zahnmedizin gekommen? Hatten Sie einen familiären Hintergrund? Nein, Mediziner oder Zahnmediziner gab es in meiner Familie nicht. Ich bin in einem sehr kleinen nordhessischen Dorf aufgewachsen und wir hatten dort vieles nicht, was es im nahegelegenen Eschwege an Infrastruktur gab. Aber wir hatten einen Zahnarzt im Ort, bei dem ich in Behandlung war. Als meine Mutter ihm eines Tages erzählte, wie geschickt ich darin sei, kaputte Geräte im Haushalt zu reparieren, begann er, sich für mich zu interessieren: „Wenn Du Dinge gut reparieren kannst, dann wäre doch die Zahnmedizin etwas für Dich.“ Ich hatte zwar ziemliche Angst vor dem Mann als Zahnarzt, fand es aber sehr spannend, was er tat. Er ließ mich dann bei seinen Patientenbehandlungen zuschauen und später, als ich bereits auf das Gymnasium ging, durfte ich abends auch mal ein Bierchen mit ihm trinken. zm113 Nr. 21, 01.11.2023, (1902) Ich hatte eine tolle Mannschaft mit starken Persönlichkeiten und ich werde bis zum letzten Tag voller Freude in die Klinik gehen. Prof. Dr. Elmar Hellwig Foto: Michael Bamberger

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