58 | MEDIZIN STUDIENLAGE ZU HOCHVERARBEITETEN LEBENSMITTELN Wie süchtig machen Tütensuppen, Chips und Tiefkühlpizza? Sie sind schreiend bunt verpackt und ungesund, sie machen dumm, depressiv und krank. Hochverarbeitete Lebensmittel, (Ultra-processed foods, UPFs) wurden in den vergangenen Jahren in wissenschaftlichen Studien zunehmend mit gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht. Jetzt diskutiert die Fachwelt, ob sie nach der klassischen Definition auch süchtig machen. Das wissenschaftliche Verständnis von Sucht entwickelt sich weiter“, schreiben Prof. Ashley Gearhardt und Kollegen Anfang Oktober im British Medical Journal [Gearhardt et al., 2023]. Obwohl die Sucht nach bestimmten Lebensmitteln nicht in diagnostischen Rahmenbedingungen wie dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) enthalten ist, sei die Zahl der Forschungsarbeiten zu diesem Thema in den vergangenen Jahren schnell angewachsen. Schon 2007 wiesen Tierversuche auf das mögliche Suchtpotenzial von UPFs hin – vor die Wahl gestellte Ratten bevorzugten Zucker gegenüber Kokain. Die Wissenschaftler schlussfolgerten daraus, dass die supranormale Stimulation durch zuckerreiche Ernährung ein supranormales Belohnungssignal im Gehirn erzeugt, das das Potenzial hat, „Selbstkontrollmechanismen zu überschreiben und so zu Sucht zu führen“ [Lenoir et al., 2007]. Spätere Arbeiten bestätigten diese These, weil Versuchstiere sogar bereit zm113 Nr. 21, 01.11.2023, (1912) Lebensmittel, die viele Verarbeitungsschritte durchlaufen haben und viele Zutaten und Zusatzstoffe enthalten, gelten als „hochverarbeitet“ – und als gesundheitlich problematisch. Fotos: _KUBE_ - stock.adobe.com, klyaksun - stock.adobe.com
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