Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

MEDIZIN | 59 waren, wiederholt Elektroschocks in Kauf zu nehmen, um zuckerreichere Nahrung zu erhalten [Oswald KD et al., 2011]. Doch es ist nicht der Zucker allein. Der hohe Verarbeitungsgrad wird zum Problem 2009 entwickelte das Team um Gearhardt die Yale Food Addiction Scale (YFAS), um Anzeichen von süchtig machendem Essverhalten bei Menschen zu bewerten. Die YFAS analysiert systematisch, ob hochverarbeitete Lebensmittel wie Pommes oder Milchshakes bei bestimmten Menschen einen Suchtprozess auslösen können. Die YFAS übersetzt dazu die diagnostischen Kriterien für Substanzabhängigkeit, wie sie in der DSM-IV der American Psychiatric Association angegeben sind, auf den Konsum von kalorienreichen Lebensmitteln, dazu gehören Symptome wie eine verminderte Kontrolle über die Aufnahme, großes Verlangen, Entzugserscheinungen und fortgesetzte Nutzung trotz negativer Folgen. Eine Substanzkonsumstörung wird dabei als Vorhandensein von zwei oder mehr Symptomen im vergangenen Jahr und von klinisch signifikanten Beeinträchtigungen oder Notlagen definiert. Lebensmittel- und Alkoholsucht sind gleich stark verbreitet 2021 werteten zwei Analysen insgesamt 281 Studien aus 36 Ländern zum Thema Sucht nach hochverarbeiteten Lebensmitteln aus. Ergebnis: Die gepoolte Prävalenz für Lebensmittelabhängigkeit lag für Erwachsene bei 14 Prozent und für Kinder bei 12 Prozent [Praxedes et al., 2021; Yekaninejad et al., 2021]. Damit ähnelt die Prävalenz dem Niveau der Abhängigkeit, die für andere legale Substanzen bei Erwachsenen beobachtet wird (14 Prozent für Alkohol und 18 Prozent für Tabak), schreiben Gearhardt et al. In Probandengruppen mit definierten klinischen Diagnosen erreicht die Prävalenz der Sucht nach UPFs deutlich höhere Werte: 32 Prozent bei Menschen mit Adipositas, bei denen eine bariatrische Operation durchgeführt wurde, und mehr als 50 Prozent bei Menschen mit Binge-EatingStörung. Weitere Studien zeigten, dass Probanden mit einer nach YFAS definierten Abhängigkeit Kernmechanismen von Sucht zeigten, etwa neuronale Funktionsstörungen, Impulsivität und Emotionsdysregulation sowie eine schlechtere körperliche und psychische Gesundheit und eine geringere Lebensqualität [Minas et al., 2021; Horsager et al., 2021]. Die Sucht beruht auf einer Wirkstoffkombination Die Forscher räumen ein, dass es trotz der bemerkenswerten Parallelen zwischen bekannten Suchtstoffen und hochverarbeiteten Lebensmitteln auch Gegenargumente gibt. So geben Kritiker zu bedenken, dass für hochverarbeitete Lebensmittel ein klarer Substanz-Wirkungs-Zusammenhang fehlt, wie er bei Tabak- (Nikotin) oder Alkoholabusus (Ethanol) nachgewiesen ist. Tatsächlich identifizierte eine systematische Untersuchung von 2.066 Studien, die mit der YFAS arbeiteten, nur in 16 Arbeiten Hinweise auf Beziezm113 Nr. 21, 01.11.2023, (1913) OraLactin hocheffektive Zahnpflege & Mikrobiom-Mundhygiene. Fördert Blutdruck-reduzierende und Diabetes-präventive Bakterien auf dem Zungengrund. NEU OraLactin BEI www.oralactin.de

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