64 | PRAXIS Die Definition von Zielen ist aus dem Leistungssport und der Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Wer ein „konkretes, klar beschriebenes und realistisches Ziel“ vor Augen hat, ist auch motiviert, es zu erreichen. Ein 100-Meter-Läufer sagt im Interview nach einem Sieg nicht, „Ich hatte mir für diese Saison vorgenommen, schneller zu werden“, sondern „Ich wollte die 100-Meter unter 10 Sekunden laufen!“. Am Ziel angekommen, schüttet der Körper Glückshormone aus und motiviert uns so für den nächsten Schritt. Die Zufriedenheit wächst und parallel die Motivation. Diesen „Motivations-Booster“ können wir ebenfalls nutzen, um Auszubildende motiviert bis zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss zu führen. Wie gehe ich praktisch vor? Zunächst braucht es in der Praxis einen vertrauensvollen Ansprechpartner für die Azubis, den „Ausbildungsbeauftragten“. Dieser vermittelt zwischen dem Praxisinhaber, dem Team und den Auszubildenden. Außerdem legt er zusammen mit dem Praxisinhaber anhand der Anforderungen in der jeweiligen Praxis und des Rahmenlehrplans einen individuellen Ausbildungsplan mit den wichtigsten Lernzielen fest – zum Beispiel in Form einer Checkliste. Manche Zahnärztekammern stellen einen Praxisleitfaden für Auszubildende zur Verfügung. Unterstützung bietet zudem der Leitfaden des Bundesinstituts für Berufsbildung „Ausbildung gestalten – ZMF“, erschienen im Jahr 2022, sowie die zuständige Berufsschule. Wer die Rolle des Ausbildungsbeauftragten in der Praxis ausüben soll, können Praxisführung und Team gemeinsam festlegen. Einige Zahnärztekammern bieten inzwischen sogar Weiterbildungen zur „Ausbildungsmentorin“ an. Des Weiteren hat sich im Praxisalltag die Einführung von drei „übergeordneten Lernfeldern“ bewährt, anhand derer sich die konkreten Lernziele für die Auszubildenden ableiten lassen: 1. Lernfeld: Zahnmedizinische Grundlagen In diesem Lernfeld geht es um die rein fachlichen Ausbildungsinhalte, die notwendig sind, um die Ausbildung zur ZFA erfolgreich abschließen zu können. Darunter fallen Themenbereiche wie Hygiene, Instrumentenkunde, Anatomie, Behandlungsabläufe, Vor- und Nachbereitung, Materialkunde, Dokumentation und und und. Für all diese Themenbereiche können konkrete Lernziele vereinbart werden – zunächst erfolgt jedoch eine Standortbestimmung gemeinsam mit den Auszubildenden. Hier sollten Sie zusammen erarbeiten, was an Wissen bereits vorhanden ist und auf welchen Gebieten es noch Entwicklungspotenzial gibt. Welche Tätigkeiten sind in welcher Reihenfolge zu erlernen? Auf welche Tätigkeit freut sich die neue Auszubildende am meisten? Im Anschluss werden erste Ziele, zum Beispiel für den ersten Ausbildungsmonat, formuliert. Wichtig: Halten Sie die vereinbarten Ziele schriftlich fest, damit sie später von allen nachvollzogen werden können! So entsteht ein erster „Ausbildungsfahrplan“ für die nächsten Wochen, an dem die Auszubildende aktiv mitgearbeitet hat. Das erhöht die Motivation! 2. Lernfeld: Soziale Kompetenzen Unter sozialen Kompetenzen, den „soft skills“, werden Verhaltensweisen und Fähigkeiten zusammengefasst, die das zwischenmenschliche Miteinander betreffen, wie etwa professionelle Umgangsformen, Kommunikation und Kooperation. Folgende Themen könnten in diesem Lernfeld als Ziele definiert werden: Foto: luismolinero - stock.adobe.com zm113 Nr. 21, 01.11.2023, (1918) AUSZUBILDENDE STRUKTURIERT FÜHREN Fördern, fordern, leiten – mit Zielen zum Ziel Sandra Campo Neues Ausbildungsjahr, neue Azubis. Nicht nur für die Praxis ist dies ein Neubeginn – der Wechsel von der Schule zum selbstverantwortlichen Arbeiten ist für viele junge Menschen erst einmal ungewohnt und mit der einen oder anderen Schwierigkeit verbunden. Doch mit Struktur, klaren Zielen und Feedback-Gesprächen begleiten Sie den Nachwuchs sicher durch den Praxisalltag bis zur Abschlussprüfung!
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