Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

68 | POLITIK HAUPTVERSAMMLUNG DES FREIEN VERBANDES DEUTSCHER ZAHNÄRZTE IN LÜBECK „Der FVDZ muss Partner der Zahnärzte sein!“ Mit einer neuen Mannschaft unter der Führung von Dr. Christian Öttl startet der Bundesvorstand des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ) auf der Hauptversammlung vom 12. bis zum 14. Oktober in seine neue zweijährige Legislaturperiode. Gegenüber der Politik schlugen die Delegierten einen kritischen Ton an. Die Zahnärzteschaft sei nicht länger bereit, für die Probleme der Gesundheitspolitik geradezustehen. Der bisherige FVDZ-Bundesvorsitzende Harald Schrader hatte zuvor seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärt, er wurde von der Versammlung mit Standing Ovations verabschiedet. Zum Nachfolger wählten die Delegierten seinen bisherigen Stellvertreter Christian Öttl aus Bayern mit fast 80 Prozent der abgegebenen Stimmen. Mit jeweils großer Mehrheit wurden anschließend Prof. Thomas Wolf (Schweiz/Bern) und Jeannine Bonaventura (Saarland) zu stellvertretenden Bundesvorsitzenden gekürt. Wiedergewählt wurden die bisherigen Bundesvorstands-Mitglieder Kai-Peter Zimmermann, Frank Wuchold, Gudrun Kaps-Richter und Hub. van Rijt. Neu im Bundesvorstand sind nun Elisabeth Triebel, Damian Desoi, Jasmin Mansournia und Anne Szablowski. „Der Freie Verband muss sichtbarer werden, damit sich die Mitglieder vertreten fühlen“, sagte der neue Vorsitzende den zm. „Von der Hochschule bis zum Ruhestand muss der FVDZ Partner der Zahnärztinnen und Zahnärzte sein, offen für Fragen – stets Ratgeber und Wegbereiter.“ Als „Teil der drei Säulen“ werde der Freie Verband die Zukunft mitgestalten, betonte Öttl. In der aktuellen politischen Situation werde man mit Protestveranstaltungen der Landesverbände weitermachen und den Verband medizinischer Fachberufe (vmf) bei dessen Aktionen unterstützen. Die FVDZ-Kampagne „Wir geben Deutschland das Lächeln zurück“ habe gerade ihren ersten Höhepunkt erreicht und werde weiter ausgebaut, unterstützend auch zur „Zähne zeigen“-Kampagne der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), erklärte Öttl. Nicht weniger als 30 Beschlüsse wurden auf der HV verabschiedet. Heftige Kritik an der Gesundheitspolitik bündelte sich in einer Resolution: Die Gesundheitsgesetzgebung der vergangenen Jahrzehnte habe den staatlichen Einfluss immer weiter verstärkt und marktwirtschaftliche Aspekte zurückgedrängt, heißt es dort. Gleichzeitig seien die Gestaltungsmöglichkeiten der Selbstverwaltung immer weiter eingeschränkt worden. Deshalb fordere der Freie Verband die Anerkennung der freiberuflich selbstständigen Praxis als tragende Säule der ambulanten zahnärztlichen Versorgung, die ungekürzte Vergütung aller erbrachten zahnärztlichen Leistungen zu betriebswirtschaftlich kalkulierten Honoraren, den Erhalt von Niederlassungs- und Therapiefreiheit und eine von staatlichen Einflüssen befreite Selbstverwaltung. „Wir sind es leid, an der Nase herumgeführt zu werden!“ Zuvor fand der scheidende Bundesvorsitzende Schrader scharfe Worte gegenüber der Politik. Die Zahnärzteschaft sei nicht länger bereit, für die Probleme der Gesundheitspolitik geradezustehen. Man müsse für einen Systemwechsel vorbereitet sein. „Eine Nomenklatura aus Politik, Ministerialbeamten, Krankenkassenfunktionären und neuerdings auch Beamten des Bundesrechnungshofs hat die Kontrolle über das GKV-System übernommen“, sagte er. „Wir sind es leid, an der Nase herumgeführt zu werden!“ Niedergelassene Heilberufler würden zu Erfüllungsgehilfen degradiert und mit immer mehr Sanktionierung gezwungen, ihre Leistung für das System trotz Budgetierung zu erbringen. Schrader: „Zahnheilkunde wird in Deutschland von den Leistungsträgern zu Ramschpreisen erbracht. In der GKV wird budgetiert, in der GOZ gelten Preise von vor 35 Jahren. Damit muss jetzt Schluss sein!“ In seinem Grußwort verwies der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, auf die Protestaktionen zusammen mit dem Verband medizinischer Fachberufe (vmf) im Sommer. Es sei wichtig, hier Solidarität zu zeigen. Der Präsident griff ferner das Problem der steigenden Insolvenzen bei Krankenhäusern auf. In Bezug auf die ambulante Versorgung ergäben sich hier Verteilungskämpfe. „Wir müssen uns jetzt für die ambulante Versorgung einsetzen und eigene Impulse setzen", forderte er. Und machte dem Berufsstand Mut, das Steuer in die eigene Hand zu nehmen und auch den ländlichen Raum als Chance zu begreifen. „Wir müssen aufhören, den eigenen Beruf schlechtzureden. Der Zahnarztberuf hat Zukunft, wir müssen dafür kämpfen!“ ZA Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) kritisierte in seinem Grußwort die Ampel scharf. Debatten und Entscheidungen würden zm113 Nr. 21, 01.11.2023, (1922) ZA Christian Öttl Foto: FVDZ / Jürgen Schwarz

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=