70 | ZAHNMEDIZIN FALLBERICHTE AUS DER ALLERGOLOGIE Unverträglichkeitsreaktionen auf zahnärztliche Metalle Lisa Corvin, Maria Wulf, Christof Dörfer, Guido Heine Kontaktallergien auf zahnärztliche Materialien sind selten, werden aber bei Beschwerden unklarer Genese immer wieder vermutet. Die Diagnose wird durch ein meist heterogenes klinisches Bild erschwert. Besteht ein Verdacht, kann zur Abklärung ein Epikutantest gemacht werden. Hier stellen die Autorinnen und Autoren zwei Fälle aus der allergologischen Abteilung des UKSH in Kiel vor. 1. Fall: Bei der Ursachensuche auch an Gold denken Eine 55-jährige Patientin stellte sich mit einem rezidivierenden Schmerz im linken Oberkiefer vor. Im zweiten Quadranten waren vor Kurzem durch ihren Zahnarzt eine Wurzelkanalbehandlung durchgeführt und drei Zähne mit Kronen (einmal Gold, zweimal Keramik) versorgt worden. Bei der Erstvorstellung wurde ein Erythem mit lichenoider Zeichnung in Kontakt zu den Kronen festgestellt (Abbildungen 1a und 1b). Daraufhin wurde ein Epikutantest nach Standardprotokoll [Mahler et al., 2019] durchgeführt, bei dem die Testreihen der Deutschen Kontaktallergie-Gruppe zur Anwendung kamen. Getestet wurden die Testreihen 1 (Standardreihe): 17 (Dentalmetalle), 18 (Externa-Inhaltsstoffe), 28 (Kunstharze/Kleber), 38 (Konservierungsmittel), 48 (Knochenzementbestandteile). Zusätzlich wurden die vom Zahnarzt verwendeten Materialien in ausgehärteter Form getestet (Clearfil Core, iCEM Self Adhesive, Venus composite, TempBond Temporärer Befestigungszement, Harvard Zement, SDR Komposit, Zirconium White, e.max press yellow). Der Patch-Test wurde für 48 Stunden auf dem oberen Rücken befestigt. Ablesungen fanden nach 48 Stunden, nach 72 Stunden und nach einer Woche statt. Es zeigte sich eine positive allergische Reaktion (+) auf Natriumthiosulfatoaurat nach 48 und nach 72 Stunden sowie nach einer Woche (Abbildung 1c). Aufgrund der grundsätzlich eher seltenen Sensibilisierung auf Gold und um eine irritative Reaktion auszuschließen, wurde eine Retestung am linken Oberarm durchgeführt, die den Befund bestätigte (Abbildung 1d). Es konnte also eine durch Goldionen induzierte allergische Kontaktdermatitis links bukkal, ausgelöst durch die neue Goldkrone, diagnostiziert werden. Die Patientin wurde mit diesem Befund von uns an ihren Zahnarzt überwiesen. zm113 Nr. 21, 01.11.2023, (1924) a c b Fotos: UKSH Abb. 1a-d: Lichenoide Reaktion an den Kronen (a und b), positiver Epikutantest auf Gold (c), Retestung am linken Oberarm bestätigt Ergebnis (d) d
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