Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

80 | POLITIK ARZNEIMITTELKNAPPHEIT IN DER ZAHNARZTPRAXIS Keine massiven Engpässe, aber Unmut Der Winter kommt und mit ihm die Warnungen vor drohenden Lieferengpässen bei Arzneimitteln. Auch viele Zahnärztinnen und Zahnärzte waren Ende vergangenen Jahres mit der Situation konfrontiert, dass ein verschriebenes Medikament nicht zu bekommen war. Grund zur Panik mit Blick auf die kommenden Monate besteht für die Zahnarztpraxen aber nicht. Im Januar 2023 sorgten der für die Therapie von Brustkrebs zentrale Wirkstoff Tamoxifen und ab April auch antibiotikahaltige Säfte für Kinder für Schlagzeilen: Sie waren in Deutschland aufgrund von Versorgungsengpässen nicht mehr zu bekommen. Versorgungsengpässe sind besonders gravierend, denn – anders als bei Lieferengpässen – steht kein Alternativpräparat zur Verfügung, das die Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherstellt. Erfahrungen mit Lieferengpässen musste im Winter 2022/23 auch Dr. Carsten Hünecke aus Magdeburg machen. „Insbesondere Amoxicillin war teilweise nicht verfügbar“, sagt Hünecke, der nicht nur Präsident der Landeszahnärztekammer SachsenAnhalt ist, sondern auch Vorsitzender der Arzneimittelkommission Zahnärzte. „Manchmal hielten solche Engpässe ein bis zwei Wochen an, so dass wir auf andere Präparate ausweichen mussten.“ In der Gemeinschaftspraxis, die Hünecke zusammen mit zwei Kollegen betreibt, habe jeder diese Situation im vergangenen Winter etwa drei- bis viermal erlebt. „Wir haben dann mit den Patientinnen und Patienten Rücksprache gehalten, ob bei ihnen uns nicht bekannte Medikamentenunverträglichkeiten vorliegen und entsprechend eine Alternative verschrieben.“ Das habe glücklicherweise immer funktioniert, so Hünecke, aber der Prozess sei mit administrativem Zusatzaufwand verbunden gewesen – sowohl für die Praxis als auch für die Patienten. Die Apotheke rief mehrmals pro Woche an „Man musste noch einmal telefonieren, die Patientinnen und Patienten zusätzlich beraten und informieren, sie brauchten ein neues Rezept, mussten noch einmal zur Apotheke – und so weiter. Hinzu kamen unter Umständen körperliche Unannehmlichkeiten, denn die Patientinnen und Patienten hatten ja Beschwerden oder konnten nach einem zahnmedizinischen Eingriff nicht sofort optimal versorgt werden.“ Viele Kolleginnen und Kollegen hätten diese Erfahrungen gemacht, berichtet Hünecke. Dazu gehört auch Dr. Till Oppermann aus Markkleeberg bei Leipzig. Als Oralchirurg verschreibt er häufig Antibiotika und Analgetika. „Im Laufe des Winters gab es Amoxicillin erst nicht mehr in den üblichen Größen und dann irgendwann gar nicht mehr. Das wiederholte sich anschließend mit Amoxiclav und später mit Clindamycin. Teilweise war auch Ibuprofen-Saft vergriffen“, sagt Oppermann. „Im Schnitt rief uns die Apotheke vier- bis fünfmal pro Woche an, Foto: Reflexpixel - stock.adobe.com zm113 Nr. 21, 01.11.2023, (1934) Im vergangenen Winter sorgten Lieferengpässe bei Arzneimitteln für zum Teil schlecht gefüllte Schubladen in deutschen Apotheken. Auch Zahnärztinnen und Zahnärzte konnten nicht immer auf die gewohnten Medikamente zugreifen.

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