Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

14 | POLITIK/NEWS zm113 Nr. 22, 16.11.2023, (1976) sehen eine erhebliche Ausweitung der Leistungen pro Fall und eine deutliche zeitliche Verlängerung der Behandlung vor. Vor diesem Hintergrund werden die Zahnarztpraxen die Aufnahme von PAR-Behandlungen aufgrund begrenzter Behandlungskapazitäten nicht beliebig ausdehnen können“, heißt es im BMG-Papier. Die KZBV erwiderte, das BMG lasse dabei außen vor, dass sich die Praxen parallel zu den langjährigen Verhandlungen im G-BA auf die Herausforderungen bei der Bekämpfung der Parodontitis ausgerichtet und Kapazitäten aufgebaut hätten. „PAR-Neubehandlungen sind organisatorisch gut in den Praxisablauf zu integrieren. Sie sind gut planbar. Begrenzte Behandlungskapazitäten können insofern nicht der Grund für den Rückgang der Neubehandlungsfälle sein“, erklärt die KZBV. Der Rückgang sei vielmehr „einzig auf die mit Einführung der strikten Budgetierung politisch verursachte Planungsunsicherheit in den Praxen zurückzuführen“. Laut KZBV deutet derzeit alles darauf hin, dass sich dieser bundesweite rückläufige Trend noch weiter im hohen Maße fortsetzen werde. „Damit wird das mit der PAR-Richtlinie des G-BA verbundene Versorgungsziel im Gegensatz zu den Schlussfolgerungen der BMGEvaluierung deutlich verfehlt. Das ist für die Mund- und Allemeingesundheit der Menschen eine Katastrophe“, schlussfolgert die KZBV. Abschließend erklärt die KZBV in ihrer Stellungnahme zur BMG-Evaluation: „Durch die mit dem GKV-FinStG wiedereingeführte strikte Budgetierung der Gesamtvergütungen in der vertragszahnärztlichen Versorgung fehlen die finanziellen Mittel, um die neue, präventionsorientierte Parodontitistherapie flächendeckend auf ein der hohen Krankheitslast angemessenes Niveau zu heben.“ Daher sei es wie für andere Präventionsleistungen bereits mit dem GKV-FinStG vorgesehen, zwingend erforderlich, auch die Leistungen der Parodontitistherapie von der Budgetierung des GKV-FinStG zeitnah – noch in diesem Jahr auszunehmen. QR-Code zum Evaluationsbericht der KZBV (Kurz- und Langfassung) NEWS KBV, KZBV UND ABDA APPELLIEREN AN OLAF SCHOLZ Brief an den Bundeskanzler! Die Spitzen der Ärzte-, Zahnärzte- und Apothekerschaft warnen Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Brief davor, dass die aktuelle Gesundheitspolitik das Gesundheitswesen aufs Spiel setzt: „Bitte lassen Sie nicht zu, dass unser von den freien Heilberufen getragenes Gesundheitswesen mit seiner wohnortnahen, den Menschen vertrauten ambulanten Versorgung zur Disposition gestellt wird“, heißt es in dem Schreiben von Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV), Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV) und der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Die aktuelle Gesundheitspolitik gefährde ein bewährtes und über Jahrzehnte stabiles Gesundheitssystem, so ihre Warnung. Die bestehenden Strukturen aus den ärztlichen, zahnärztlichen und psychotherapeutischen Praxen und den Apotheken vor Ort seien für die Bevölkerung verlässlich, wohnortnah und immer verfügbar. Diese Versorgung habe für die Bürgerinnen und Bürger – nicht zuletzt in der Pandemie – einen wichtigen Beitrag für die soziale Stabilität geleistet. Konsequenterweise sei vor diesem Hintergrund eine Stärkung der ambulanten Versorgung im Koalitionsvertrag vereinbart worden. In ihrem Schreiben betonten die Verbände, dass die bewährten Strukturen infrage gestellt werden. Die Praxen der Niedergelassenen erstickten in Bürokratie, würden finanziell unzureichend ausgestattet und mit nicht ausgereiften Digitalisierungspflichten gelähmt – mit den gravierenden Folgen eines eklatanten Fachkräftemangels, sowohl was den medizinischen Nachwuchs betrifft als auch die in ärztlichen und zahnärztlichen Praxisteams tätigen MFA und ZFA . „Die Selbstverwaltung als tragende Säule unseres Gesundheitswesens wird in ihren Handlungsspielräumen zunehmend beschnitten und in ein staatlich gelenktes System umgebaut“, heißt es weiter. Die Apotheken kämpften mit ständig zunehmenden Arzneimittel-Lieferengpässen und "die Zahnarztpraxen werden in ihren Bemühungen, die Mundgesundheit der Bevölkerung durch eine gute präventive Versorgung zu fördern, ausgebremst, wie es aktuell bei der Volkskrankheit Parodontitis geschieht.“ Die Gesundheitspolitik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) setze eine mittelständisch geprägte, freiberufliche Struktur aufs Spiel, die für rund eine Million wohnortnahe Arbeitsplätze stehe und einen – gerade in diesen Krisenzeiten – so wichtigen Stabilitätsfaktor bilde, argumentieren die Verbände weiter. Stattdessen laufe diese Gesundheitspolitik auf zunehmende Leistungskürzungen und eine zunehmende Zerstörung der vertrauten ambulanten Versorgung hinaus. „Diese Entwicklung sorgt uns. Wir können uns nicht vorstellen, dass die Bundesregierung dies angesichts der derzeitigen Krisenzeiten so beabsichtigt,“ so die Verbände. pr

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