Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

26 | ZAHNMEDIZIN durchgeführten Studie. Obwohl die größte Schwierigkeit darin bestehe, einen adäquaten Rosa-Ästhetik-Score und vor allem eine ausreichende Papille zwischen den beiden Implantaten zu erhalten, bleiben die anfänglichen Behandlungsergebnisse Meijer zufolge in der Regel stabil, ebenso die Patientenzufriedenheit. Aus wissenschaftlicher Sicht sei die Datenlage zu diesem Thema dünn, während als praktikable Alternative die implantatgetragene Krone mit Extension zur Verfügung stehe. Das Timing für Implantate in der posterioren Region Implantologische Behandlungskonzepte für den Seitenzahnbereich mit Schwerpunkt auf das Timing waren Thema einer von Prof. Dr. Benedikt Spies (Deutschland) und Prof. Dr. Gerry Raghoebar (Niederlande) moderierten Session. Dr. Gary Finelle (Frankreich) beleuchtete die Sofortimplantation im Gegensatz zur konventionellen Implantation beim Ersatz von Molaren. Zusammenfassend nannte er als mögliche limitierende Faktoren für die Sofortimplantation „ die fehlende primäre Implantatstabilität, „ die Unmöglichkeit eines passiven Alveolenschlusses, den er selbst üblicherweise mit seinem Konzept eines individuell angepassten Abutments (SSA = Sealing Socket Abutments) erreiche, „ das Vorhandensein von bukkalen oder lingualen Gewebedefekten, „ das Fehlen keratinisierter Gingiva und „ der Attachmentverlust am Nachbarzahn. Im zweiten Teil der Sitzung präsentierte Prof. Dr. Stefan Vandeweghe (Belgien) Daten aus mehreren klinischen Studien zur Sofort- oder verzögerten Belastung im Seitenzahnbereich. Wie er ausführte, gibt es jedoch nur wenige Daten über die Kombination von Sofortimplantation und Sofortbelastung sowie über die Antwort des Weichgewebes auf diese therapeutische Lösung. Einer der Schlüsselfaktoren sei die Primärstabilität des Implantats, ein anderer ebenso entscheidender Faktor die Erfahrung des Behandlers unter Berücksichtigung des möglichen Kosten-Nutzen-Verhältnisses des Verfahrens. Zusammenfassend könne angesichts der begrenzten Daten aus der Literatur die Sofortversorgung und -belastung im Seitenzahnbereich noch nicht empfohlen werden. Hat der interne Sinuslift ausgedient? Parallel zu den EAO-Sessions liefen die Vorträge der DGI. Eindrucksvoll war zum Beispiel ein Bild, das Prof. Dr. Dr. Michael Krimmel aus Tübingen in der „Session 4: Konzepte in der posterioren Region“ zeigte, um die Physiologie des respiratorischen Epithels der Kieferhöhle zu demonstrieren. Zu sehen war die coronare Schicht einer CT, auf der sich eine abgebrochene Metallbohrerspitze cranio-medial im ostium naturale des rechten Sinus maxillaris befand. Diese war allein durch das Flimmerepithel entgegen der Schwerkraft dorthin befördert worden. Krimmel zeigte außerdem, dass Kieferhöhlenerkrankungen nur sehr selten durch Implantate ausgelöst werden – selbst wenn diese in die Kieferhöhle hineinragen. Hat somit der interne Sinuslift ausgedient, muss deshalb die Kieferhöhle möglicherweise überhaupt nicht berücksichtigt werden, sofern das Knochenangebot stimmt? Das könnte eine Debatte in der Zukunft werden. Zur Digitalisierung gab es zwei Vorträge aus Berlin. So schlussfolgerte PD Dr. Guido Sterzenbach (Berlin) anhand von Studien zu Intraoralscans, dass digitale Abformungen momentan noch nicht ausreichend zuverlässig sind, um für Full-arch-Versorgungen eingesetzt werden zu können. Prof. Dr. Falk Schwendicke (Berlin) zeigte anhand eines Beispiels auf, wie schwierig das Training von Künstlicher Intelligenz mitunter sein kann. So erkannte eine künstliche Intelligenz Pferde nur deswegen als Pferde, weil alle Bilder, mit denen die KI trainiert wurde, vom selben Fotografen stammten – und alle hatten dasselbe Copyright-Zeichen, auf das sich die KI letztlich „eingeschossen“ hatte. Im Bereich der digitalen Implantatplanung kann KI derzeit nur für die Segmentierung von 3-D-Röntgenbildern genutzt werden, also das Erkennen der jeweiligen anatomischen Strukturen. Tipp für die Implantatentfernung PD Dr. Dr. Markus Schlee (Forchheim) verdeutlichte, wie wichtig eine schonende Implantatentfernung ist, wenn das Implantat nicht mehr erhalten werden kann. Er macht aus zm113 Nr. 22, 16.11.2023, (1988) Neben den Hauptvorträgen und Foren der Industrie gab es Hands-on-Kurse zur Anwendung und Vertiefung des theoretischen Wissens. Foto: DGI / EAO

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