Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

28 | POLITIK LAUTERBACH STELLT NEUES PRÄVENTIONS-INSTITUT VOR Brauchen wir ein BIPAM? Das von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) angekündigte „Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin“ (BIPAM) nimmt Formen an. Die Idee, die Prävention in der Gesundheitsversorgung zu stärken, findet breite Zustimmung. Allerdings sehen viele Akteurinnen und Akteure im Gesundheitswesen Lücken im Konzept. Auch zahnärztliche Organisationen melden deutlichen Nachbesserungsbedarf an. Deutschland gibt so viel wie kein anderes EU-Land für Gesundheit aus, ist bei der Lebenserwartung aber trotzdem nur Durchschnitt“, sagte Lauterbach bei der Vorstellung der Pläne für das BIPAM im Oktober in Berlin. „Es fehlt an wirksamer Vorbeugung, unser System ist zu stark auf die Behandlung schon bestehender Krankheit ausgerichtet. Deshalb bauen wir zusätzlich ein neues Bundesinstitut auf, das Prävention und Information der Bevölkerung zu Volkskrankheiten verbessert.“ In diesem Sinne soll sich das BIPAM für die Vermeidung nicht übertragbarer Erkrankungen wie Krebs, Demenz oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen einsetzen und geeignete Präventionsmaßnahmen entwickeln. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wird im BIPAM aufgehen. Eine weitere Aufgabe des neuen Instituts soll die übergreifende Vernetzung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) sein. Der Aufbau des BIPAM ist in drei Phasen gegliedert: Ende 2023 soll der Gesetzgebungsprozess starten und ab 2024 die Transformationsphase. Das Inkrafttreten des Gesetzes ist für 2025 geplant. Als Errichtungsbeauftragter des BIPAM wurde Dr. Johannes Nießen eingesetzt. Der Allgemeinmediziner leitete bislang das Gesundheitsamt in Köln. Er betonte, dass die neue Behörde als zentraler Ansprechpartner und Ideengeber für den Öffentlichen Gesundheitsdienst fungieren soll. „Wenn das Bundesinstitut diese Aufgabe erfüllen kann, ist schon viel gewonnen“, so Nießen. Kurze Zeit nach Lauterbachs Präsentation definierte das BMG in einem Impulspapier für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) erste Aufgaben für die Behörde: die Früherkennung und Versorgung dieser Krankheiten. So schlägt das BMG einen Fragebogen, mit dem man Risikofaktoren bereits bei den Früherkennungsuntersuchungen für Kinder identifizieren kann. Für Erwachsene ist ein nach Altersstufen sortiertes Screening angedacht. Das BIPAM soll die präventiven Maßnahmen fachlich begleiten. Deutliche Kritik von KZBV und BZÄK Von Seiten der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) und der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) gab es deutliche Kritik an dem Impulspapier. Der KZBV-Vorstandsvorsitzende Martin Hendges erklärte: „Die Früherkennung und Versorgung von HerzKreislauf-Erkrankungen ist ein wichtiges Thema. Das Impulspapier gibt Hoffnung, dass die Politik erkannt hat, welche Relevanz die Prävention nicht nur im Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern für unser Gesundheitssystem im Allgemeinen hat. Bei den vorgestellten Maßnahmen fehlt jedoch ein wesentlicher Aspekt: die Berücksichtigung der neuen, präventionsorientierten Parodontitistherapie. Parodontitis ist eine komplexe Entzündungserkrankung des Menschen, an der jeder zweite Erwachsene leidet. Unbehandelt ist sie die häufigste Ursache für vermeidbaren zm113 Nr. 22, 16.11.2023, (1990) Auf einer Pressekonferenz in Berlin stellte Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) am 4. Oktober mit Dr. Johannes Nießen vom Gesundheitsamt Köln und dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI), Prof. Lars Schaade, die Pläne zum BIPAM vor. Foto: zm_YouTube

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