Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

52 | ZAHNMEDIZIN müsse vor einer geplanten Wurzelamputation eine partielle Pulpotomie (Entfernung der Kronenpulpa) gemäß einem stringenten Protokoll und ausführlicher klinischer und radiografischer Untersuchung durchgeführt werden. Die erfolgreichen Ergebnisse mit Vitalerhaltung der Molaren und stabilen parodontalen Verhältnissen konnten bis zu sieben Jahre dokumentiert werden. Prof. Holger Jentsch (Leipzig) referierte über die Anwendung von Schmelz-Matrix-Protein-Derivaten (EMD) adjuvant zur subgingivalen Instrumentierung und in Kombination mit einer Re-Instrumentierung von Resttaschen. Er zeigte, dass eine „Flapless“-Applikation von EMD zur subgingivalen (Re)-Instrumentierung einen zusätzlichen Nutzen im Sinne einer verbesserten Reduktion von Sondierungstiefen und -blutungen bietet. Prof. Anton Sculean (Bern) beleuchtete die Rolle der Hyaluronsäure in der regenerativen Therapie. Dieses Material fördere die Proliferation und Migration von Zellen und rege die Bildung wichtiger Mediatoren an, die eine narbenlose Wundheilung begünstigen. Er hielt fest, dass die Verwendung von Hyaluronsäure im Rahmen von parodontalen Therapiemaßnahmen die Wundheilung und Regeneration verbessern kann. Dann thematisierte Prof. Adrian Kasaj (Mainz) die Verwendung von Gewebeklebern auf Basis von Cyanoacrylat in der parodontalen Chirurgie. Dieser Ansatz biete eine einfache, schnelle und sichere Methode zur Wundversorgung. Auch führe die Verwendung von Gewebekleber in Verbindung mit Kollagenvlies bei der Abdeckung einer Donorstelle am Gaumen zu einer verminderten Schmerzintensität. Zudem betonte Kasaj, dass Gewebekleber auch in Kombination mit einer konventionellen Naht verwendet werden können, um die Lappenstabilität zu erhöhen. Was tun bei Periimplantitis? Prof. Jamal Stein (Aachen) eröffnete den Samstag mit einer Darstellung herausfordernder Patientenfälle. Er erläuterte, welche physiko-mechanischen Maßnahmen und adjuvanten chemischen Agenzien bei der Dekontamination von Implantatoberflächen und in der Sekundärprophylaxe periimplantärer Entzündungen effizient eingesetzt werden können. Prof. Patrick Schmidlin (Zürich) beleuchtete die Anwendung von Schmelzmatrixproteinen versus Hyaluronsäure in der Therapie von Periimplantitis. Neben der Zementoblasten-anregenden Wirkung an natürlichen Zähnen wiesen Schmelzmatrixproteine vielseitige positive Eigenschaften bezüglich der Wundheilung auf. Diese könnten auch in der chirurgischen Periimplantitis-Therapie sinnvoll zum Einsatz gebracht werden. Dr. Thomas Hanser (Olsberg) rundete den Block mit drei sehr unterschiedlichen augmentativen Patientenfällen ab. Besonders im Frontzahnbereich gehe die periimplantäre Destruktion häufig mit dem Verlust von Implantaten und dem umgebenden Knochen einher, sodass eine Reimplantation nahezu ausgeschlossen erscheint. Hanser konnte mit intraoperativen Videosequenzen zeigen, wie dennoch eine Augmentation periimplantär wie auch nach Explantation gelingen kann: Mithilfe von aus dem Kieferwinkel gewonnenen Knochensplittern wurde der Defekt in einer Schalentechnik aufgebaut. Der letzte Schwerpunkt „Grenzfälle, Oralmedizin und Restaurationen“ widmete sich speziellen Erkrankungen in der Mundhöhle. Prof. Peter Eickholz (Frankfurt am Main) schilderte die Parodontitistherapie dreier Patienten mit Papillon-Lefèvre-Syndrom. Bei dieser sehr seltenen Erkrankung führt ein rapides Voranschreiten der Parodontitis zu frühzeitiger Zahnlosigkeit in beiden Dentitionen und einer Alveolarknochenatrophie. In allen drei Fällen sei das Auftreten von Aggregatibacter actinomycetemcomitans zu beobachten und eine Antibiose indiziert gewesen. Konnte die Entzündung eliminiert werden, sei sogar eine Implantation erfolgreich möglich gewesen. Je früher und konsequenter die Therapie erfolge, desto mehr Zahnerhalt könne gelingen, bilanzierte Eickholz. Prof. Torsten Remmerbach (Leipzig) fokussierte sich auf die Schwierigkeiten der Diagnostik potenziell maligner Mundschleimhautveränderungen. Bereits 2005 habe die World Health Organisation (WHO) eine fünfstufige Nomenklatur etabliert, die sich am Grad der Dysplasie orientiert. Daneben sei aber auch die Klassifikation squamöser intraepithelialer Läsionen (SIL) nach wie vor gebräuchlich. Unabdingbar bleibe für jeden Praktiker daher die konsequente und gründliche Untersuchung der oralen Gewebe bei jedem Patienten – gegebenenfalls unter Einbeziehung eines Spezialisten –, damit frühzeitig interveniert werden kann. Im Vortrag von PD Gerd Göstemeyer (Berlin) ging es um nicht-invasive Therapiekonzepte für Wurzelkaries. Anhand epidemiologischer Daten zeigte er den starken Zuwachs der Prävalenz von Wurzelkaries im Verlauf der vergangenen Jahre auf und betonte, dass die dentale Plaque sowohl als ätiologischer Faktor für die Entstehung der Karies als auch für die Parodontitis von Bedeutung sei. In der Therapie der zm113 Nr. 22, 16.11.2023, (2014) Prof. Henrik Dommisch (Berlin), derzeitiger Präsident der DG PARO, stellte ein innovatives Konzept zur vitalen Wurzelamputation vor. Foto: DG PARO / David Ausserhofer

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