Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

64 | ZAHNMEDIZIN ORALCHIRURGIE Vaskuläre Anomalie am Foramen mentale Ali Abriani, Georg Huber Im Rahmen einer Implantatplanung wurde in einer Panoramaschichtaufnahme eine Läsion im Bereich des Foramen mentale bemerkt. Die Raumforderung war asymptomatisch und stellte sich später als vaskuläre Anomalie heraus. Eine 57-jährige Frau, die von ihrem Hauszahnarzt überwiesen wurde, stellte sich in unserer oralchirurgischen Überweiserpraxis zur Beratung bezüglich einer implantologischen Versorgung des Oberkiefers vor. Die Allgemeinanamnese war bis auf eine bekannte Hypothyreose und die begleitende Dauermedikation mit Euthyrox unauffällig. Spezialanamnestisch zeigten sich ein reduzierter Zahnbestand und eine ausgeprägte Parodontitis, die zu diesem Zeitpunkt parodontologisch behandelt wurde. Die Patientin zeigte keine Hypästhesien in den Bereichen der Nervenaustrittspunkte. Die Zähne 42 bis 35 waren vital. Die Zähne 23, 24 und 44 sollten präimplantologisch extrahiert werden. Im Zuge der Implantatplanung wurde eine Panoramaschichtaufnahme (PSA) mit Messkugeln angefertigt (Abbildung 1). In der PSA zeigte sich als Zufallsbefund im Bereich des Foramen mentale linksseitig eine etwa 12 mm x 8 mm große, hypodense, scharf begrenzte Raumforderung ohne erkennbare Korrelation zu den Zähnen 33, 34 und 35. Zur weiteren Diagnostik und Beurteilung der Ausdehnung der Raumforderung wurde eine erweiterte Bildgebung im Sinne einer digitalen Volumentomografie (DVT) erstellt (Abbildung 2). Die DVT bestätigte den Befund in der PSA. Die dreidimensionale digitale Darstellung zeigte einen Verlauf des Nervus alveolaris inferior links durch die fragliche Osteolyse. Auf einer vor zehn Jahren alio loco angefertigten PSA war der suspekte Befund auch schon sichtbar gewesen, jedoch mit deutlich geringerem Volumen. Aufgrund der Progredienz der Raumforderung wurden der Patientin eine chirurgische Exploration und eine Probeentnahme zur pathohistologischen Diagnosesicherung empfohlen. In Lokalanästhesie erfolgten nach paramarginaler Schnittführung Regio 33 bis 36 mit mesialer Entlastung die Bildung eines Mukoperiostlappens und die Darstellung des Foramen mentale. Unter Schonung des N. mentalis wurde das Foramen mentale nach distal durch Abb. 1: Präoperative Panoramaschichtaufnahme: Zu sehen ist eine etwa 12 mm x 8 mm große, ovale, scharf begrenzte Raumforderung in Regio 33 bis 35 in topografischer Lagebeziehung zum Foramen mentale. Foto: Oralchirurgische Praxisklinik Herrenberg zm113 Nr. 22, 16.11.2023, (2026)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=