Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

76 | ZAHNMEDIZIN MKG-CHIRURGIE Chirurgische Therapie des Eagle-Syndroms Nicholas Noyen, Mark Ooms, Frank Hölzle Eine 45-jährige Patientin stellte sich auf Eigeninitiative in unserer Poliklinik zur Mitbeurteilung und Abklärung von unklaren persistierenden Schmerzen im Halsbereich beidseits vor. Die Schmerzen bestanden offenbar seit Jahren, vielfältige konservative Therapien in Form von Physiotherapie und Schmerzmedikation hatten keine Schmerzlinderung erbracht und die Lebensqualität der Frau war stark beeinträchtigt. Wie die Patientin ausführte, leide sie kontinuierlich an Schmerzen, die einen dumpfen Charakter aufwiesen und durch Kopfbewegungen verstärkt würden. Eine Linderung habe sie durch eine Schonhaltung mit einer Kopfdrehung und Kopfneigung nach links erreichen können. Die weitere Allgemeinanamnese war abgesehen von einem EhlersDanlos-Syndrom unauffällig. Die klinische Untersuchung zeigte einen deutlichen beidseitigen, allerdings links stärker ausgeprägten zervikalen Druckschmerz im Bereich des Vorderrandes des Musculus sternocleidomastoideus mit einer Ausstrahlung in den vorderen und den hinteren Halsbereich. Beidseits war die Spitze des Processus styloideus im seitlichen Halsbereich tastbar. Der weitere Untersuchungsbefund war intraoral und extraoral unauffällig. Die bildgebende Untersuchung mittels Orthopantomografie (Abbildung 1) und nachfolgender digitaler Volumentomografie (Abbildung 2) ergab eine Verlängerung des Processus styloideus beidseits, die auch im Rahmen einer dreidimensionalen Rekonstruktion dargestellt werden konnte (Abbildung 3). In Zusammenschau mit der beschriebenen Beschwerdesymptomatik wurde die Diagnose eines Eagle-Syndroms gestellt. Therapeutisch wurde der Patientin eine operative Kürzung über einen intra- oder wahlweise extraoralen Zugang des Processus styloideus angeboten. Da die Beschwerdesymptomatik links verstärkt ausgeprägt war, wurde zunächst eine operative Therapie der linken Seite festgelegt. Nach ausführlicher Aufklärung entschied sich die Frau für eine Operation über einen extraoralen Zugang. Der operative Eingriff erfolgte unter stationären Bedingungen in nasotrachealer Intubationsnarkose. Bei einer circa 4 cm langen zervikalen Schnittführung Abb. 1: Orthopantomografie präoperativ mit Markierung (rote Pfeile) des Processus styloideus beidseits Foto: MKG, UK Aachen zm113 Nr. 22, 16.11.2023, (2038) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

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