Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 23-24

POLITIK | 23 Thema investorenbetriebene MVZ griff der Minister auf. Er stehe dem Modell kritisch gegenüber, neue Regelungen dazu seien in Arbeit, ließ er Brandhorst in seinem Namen verkünden. Benz: „Ein Euro für die PAR spart 76 Euro an Folgekosten“ Benz unterstützte in seiner Rede das Ansinnen der protestierenden Heilberufler, die im Schulterschluss nach draußen gehen, um ihrem Unmut gegenüber dieser Art von Gesundheitspolitik Luft zu machen. Er verwies auf die großen Protestaktionen im Sommer auf Schalke, in Köln, Berlin oder Hannover, denen regional weitere gefolgt seien und künftig weitere folgen würden. „Noch nie sind so viele von uns auf die Straße gegangen! Unsere Schwarmintelligenz wird nicht ungehört bleiben!“ Große Probleme gebe es bei der Versorgung auf dem Land, wie er weiter ausführte. Deswegen habe der BZÄKVorstand in seiner „Warnemünder Erklärung“ Lösungsvorschläge erarbeitet. Die Botschaft: Junge Kolleginnen und Kollegen hätten gute Chancen und Perspektiven bei einer Niederlassung auf dem Land. Die Versorgungsbedarfe seien groß und auch die Verdienstmöglichkeiten gut. Die Delegierten rief er auf: „Seien Sie Influencer für den ländlichen Raum!“ Und: „Geben Sie die Liebe zu Ihrem Beruf weiter und werben Sie damit bei der Jugend!“ Benz kritisierte die mit dem GKVFinStG wiedereingeführte strikte Budgetierung, die allem voran die neue, präventionsorientierte Parodontitistherapie bedrohe. Entgegen der Darlegungen des Evaluationsberichts des Bundesgesundheitsministeriums (Tenor: Eine Verschlechterung der Versorgung sei nicht festgestellt worden.) seien die PAR-Behandlungen linear zurückgegangen, erklärte er. Hier müsse die Zahnärzteschaft laut werden. „Wir können keine Neupatienten mehr aufnehmen. Und wir müssen der Politik klarmachen: Ein Euro für die PAR spart 76 Euro an Folgekosten für die Gesundheit.“ Monstadt: „Räumen Sie mit den Missständen auf!“ Versöhnliche Worte für die Zahnärzteschaft kamen von der Opposition. Dietrich Monstadt (CDU), Mitglied im Bundestags-Gesundheitsausschuss und Berichterstatter der CDU/CSUFraktion für den Bereich Zahnmedizin, zeigte Verständnis für den Unmut der Zahnärzte. „Räumen Sie mit den Missständen auf“, ermunterte er den Berufsstand. Monstadt begrüßte die Warnemünder Erklärung der BZÄK. Teuren Doppelstrukturen in der Versorgung – wie den Gesundheitskiosken – erteilte er eine Absage: „Halten Sie dagegen, Sie haben die Sachargumente!“ Auch unterstütze er die Niederlassung junger Zahnmediziner auf dem Land. „Der ländliche Bereich ist für Zahnarztpraxen auch wirtschaftlich erfolgreich“, sagte er. Für ihn sei nicht verständlich, dass die Politik die neue Parodontitistherapie ausgebremst habe. „Bleiben Sie dran und kämpfen Sie“, forderte er die Zahnärzteschaft auf. Die Gefährdung des Sicherstellungsauftrags in der zahnärztlichen Versorgung griff Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), in seinem Grußwort auf. Angekündigte Reformen würden nicht umgesetzt. Vor allem bedrohe die mit dem GKV-FinStG wiedereingeführte strikte Budgetierung allem voran die neue Parodontitistherapie. Dies führe zur Verschlechterung der Gesundheit im Land. Die Forderung der KZBV: „Weniger Staat, eine Verbesserung der beruflichen Rahmenbedingungen, eine dauerhafte Abschaffung der Budgetierung und praxisnahe digitale Lösungen!“ Von Laffert: „Bei iMVZ ist noch nicht viel passiert“ Nachdem Lauterbach vor knapp einem Jahr angekündigt hatte, investorenbetriebene Medizinische Versorgungszentren (iMVZ) stärker zu regulieren, sei bisher nicht viel passiert, kritisierte BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert. Dass das Problem in diesem Jahr nicht kleiner geworden sei, belegte er mit einer Reihe von Zahlen. Er wandte sich auch gegen den Mythos, dass iMVZ familienfreundlichere Arbeitszm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2093) Der Geschäftsführende Vorstand der BZÄK mit der Politik (v.l.n.r.): Dr. Romy Ermler, Prof. Dr. Christoph Benz, Andreas Brandhorst, Dietrich Monstadt und Konstantin von Laffert Foto: BZÄK/Tobias Koch (www.tobiaskoch.net)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=