Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2094) 24 | POLITIK bedingungen bieten. „Fakt ist: Die Teilzeitquote in den iMVZ ist nachweisbar die niedrigste aller Praxisformen und die Arbeitszeiten inklusive Wochenend- und Nachtschichten sind alles, nur nicht familienfreundlich“, so der Vizepräsident. Kein gutes Haar ließ von Laffert an dem Eckpunktepapier des BMG zum Bürokratieabbau, das einige Tage zuvor veröffentlicht worden war. Er habe in dem Papier keinen einzigen Punkt gefunden, der die Zahnärzteschaft betreffe. „Das Papier ist eine gnadenlose Enttäuschung“, bilanzierte er. Ein Schwerpunkt seiner Rede war die „Abschließende Wischdesinfektion bei semikritischen Medizinprodukten“. WievonLaffert erläuterte, sei diese seit über 20 Jahren bewährte Praxis nach Ansicht der obersten Hygienebehörden der Länder und des RKI plötzlich nicht mehr ausreichend (zm 22/2023). Stattdessen solle diese manuelle Praxis nach dem Willen der Behörden künftig regelmäßig validiert werden. „Das, liebe Aufsichtsbehörden und liebes RKI, ist ein bürokratischer Wahnsinn, der seines gleichen sucht“, so von Laffert. Es gelte in einer gemeinsamen Aktion aller Körperschaften und Verbände zu verhindern, dass etablierte Medizinprodukte nicht mehr verwendet werden können, weil es plötzlich völlig neue Vorgaben an die Validierung gibt. Gleichfalls müsse die Pflicht zum Einsatz von externen Validierern verhindert werden. Ermler: „Die GOZ ist nicht statisch“ BZÄK-Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler sagte, es müsse alles dafür getan werden, die Niederlassungsbereitschaft insbesondere im ländlichen Raum zu stärken und dies mit positiven Botschaften zu unterstützen. „Die Bundeszahnärztekammer ist fest davon überzeugt, dass die qualitativ beste und die Versorgung sicherstellende Lösung nach wie vor die inhabergeführte Hauszahnarztpraxis ist“, sagte sie. Zum Dauerthema Gebührenordnung der Zahnärzte (GOZ) sagte die BZÄKVizepräsidentin, dass alle Versuche, das BMG zu zwingen, „sich mit der aus unserer Sicht katastrophalen Punktwertsituation zu befassen, bis dato nicht erfolgreich waren“. Auch wenn der Gesetzgeber seit Jahrzehnten mauere: „Die GOZ ist nicht statisch. Die GOZ lebt!“ Weitere Themen ihrer Rede waren die aus ihrer Sicht permanenten Fehlentscheidungen des BMG in Sachen Telematikinfrastruktur zulasten der Leistungserbringer sowie die Aufklärungskampagne der BZÄK zur Parodontitisbehandlungsstrecke. Diese Kampagne, deren Zielgruppe zuletzt in Richtung politische Entscheider geändert wurde, sei überaus erfolgreich verlaufen, betonte Ermler. Einen großen Schwerpunkt auf der Versammlung nahmen die DelegiertenBeratungen über eingebrachte Anträge ein. Einstimmig wurde der Leitantrag des BZÄK-Bundesvorstands zur Stärkung von inhabergeführten freiberuflichen Strukturen angenommen. Diese Praxis hätte Deutschland an die Weltspitze der Mundgesundheit geführt, gerade auch weil sie ihre Patienten und Patientinnen nicht nach Rendite selektieren könne, formulierten sie in dem Antrag. Sie sei die Struktur, die sich auch den Bedürfnissen der Bevölkerung, insbesondere des ländlichen Raumes, optimal anpasse. Intensiv und teilweise auch kontrovers diskutierten die Delegierten über das Thema Fachkräftemangel in den Praxen. Sie forderten infrastrukturelle Maßnahmen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Attraktivität einer Beschäftigung zu fördern. Auch sollten attraktivere Arbeitsbedingungen –einschließlich einer zeitgemäßen Vergütung für die Zahnmedizinischen Fachangestellten – geschaffenwerden. Hier müssten der Bundesvorstand und alle zuständigen Körperschaften aktiv werden, den eklatanten Fachkräftemangel in den Praxen zu beseitigen, so dasVotum. Um Digitalisierung drehten sich weitere Beschlüsse. Digitalisierung müsse eine Arbeitsentlastung und Kostenersparnis erzeugen und so einen Mehrwert für die Patientenbehandlung bieten, hieß es. Neben verschiedenen Anträgen zur GOZ forderten die Delegierten die Politik auf, den Ausverkauf der Zahnheilkunde an Investoren zu stoppen. Und dringlich: Es solle weiterer unnötiger Bürokratieaufbau gestoppt werden – so solle die abschließende Wischdesinfektion in den Praxen unverändert beibehalten werden. Ehrung für Wolfgang Eßer und Lutz Müller Im festlichen Teil der Versammlung wurden der langjährige ehemalige Vorsitzende des Vorstands der KZBV, Dr. Wolfgang Eßer, und Lutz Müller, langjähriger Vorsitzender des Bundesverbandes Dentalhandel (BVD), mit der Goldenen Ehrennadel der BZÄK geehrt. „Alles, was wir erreichen konnten, haben wir auf Initiative der Zahnärzteschaft erreicht“, sagte Eßer in seiner Dankesrede. Seine Botschaft: „Wir alle müssen unsere Komfortzone verlassen und der Politik klare Kante zeigen: Es reicht!“ pr, sr Wurden mit der Goldenen Ehrennadel der Bundeszahnärztekammer geehrt: der frühere KZBV-Chef Dr. Wolfgang Eßer (l.) und der langjährige BVD-Vorsitzende Lutz Müller (r.). Foto: BZÄK/Tobias Koch (www.tobiaskoch.net)

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