zm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2106) 36 | ZAHNMEDIZIN in einer randomisierten Studie zu vergleichen. Material und Methode 28 Studienteilnehmer, die sich mit singulären Implantaten (nicht in Molarenposition) mit Klasse-II-PSTDs vorstellten, wurden rekrutiert und randomisiert, um ein Bindegewebstransplantat (CTG) zu erhalten, das entweder mit einem koronalen Verschiebelappen (CAF) oder der Tunneltechnik (TUN) gedeckt wurde. Der primäre Endpunkt der Studie war der Prozentsatz der mittleren PSTD-Deckung nach zwölf Monaten. Zu den sekundären Endpunkten gehörten die Häufigkeit einer vollständigen PSTDDeckung, Veränderungen der keratinisierten Mukosabreite (KMW) und der horizontalen Mukosadicke (MT), die mit transgingivaler Sondierung, optischem 3-D-Scanning und Ultraschall ermittelt wurden. Darüber hinaus fand eine professionelle ästhetische Bewertung statt und es wurden Patientenangaben (Patient-Reported Outcome Measures, PROMs) hinsichtlich deren Zufriedenheit mit dem erzielten Ergebnis ausgewertet. Ergebnisse Nach zwölf Monaten betrug die mittlere PSTD-Deckung der CAF- und der TUN-Gruppe 90,2 Prozent beziehungsweise 59,7 Prozent (p = 0,03). CAF-behandelte Stellen zeigten eine wesentlich höhere Häufigkeit der vollständigen PSTD-Deckung (p = 0,07), zusammen mit einem signifikant größeren Zuwachs an KMW (p = 0,01), einem Anstieg der MT (p = 0,02), einem volumetrischen Gewinn (p < 0,01) und besseren professionell bewerteten ästhetischen Ergebnissen (p = 0,01). Beide Interventionen zeigten eine Verbesserung der patientenberichteten Ästhetik und eine Verringerung des Unbehagens vor dem Erscheinungsbild des Implantats im Vergleich zum Ausgangswert, wobei die CAF-Gruppe auch hier deutlich höhere Werte erzielte (p = 0,03 für beide PROMs). Diskussion Die vorliegende Studie ist vermutlich die erste randomisierte Studie überhaupt, die in dieser Indikation die Effekte von zwei unterschiedlichen chirurgischen Techniken in Verbindung mit einem Bindegewebstransplantat verglichen hat. Auch hat sie weitere Stärken: Zur besseren Generalisierbarkeit der Ergebnisse und um die Vergleichbarkeit mit späteren Studien zu ermöglichen, wurden die Defekte entsprechend einer aktuellen Klassifikation standardisiert ausgewählt. Eine Entfernung der Suprakonstruktion – selbst wenn sie im Einzelfall möglich gewesen wäre und eventuell noch bessere Ergebnisse erbracht hätte – war nicht erlaubt. Tatsächlich sind auch im klinischen Alltag implantatgetragene Kronen oftmals fest zementiert und können nicht entfernt werden, um das chirurgische Vorgehen zu erleichtern. Interessanterweise waren bisher bei Rezessionen an natürlichen Zähnen vergleichbare Resultate mit beiden untersuchten Techniken gefunden worden und die Autoren spekulieren über die Ursachen, warum dies an Implantaten offensichtlich anders sei. Eine weitere Stärke der Studie liegt darin, dass unterschiedliche diagnostische Verfahren zur Bewertung der Verbesserung der Weichgewebsdimension zum Einsatz kamen und ähnliche Ergebnisse zeigten, was den Unterschied zwischen beiden chirurgischen Techniken betraf. Auch ist die Einbeziehung von Patientenangaben (PROMs) sicherlich als ein großes Plus anzusehen. Bedeutung für die Praxis Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass bei singulären periimplantären Weichgewebedehiszenzen/-defiziten der Klasse II eine Weichgewebeaugmentation mittels Bindegewebstransplantat vom Gaumen sowohl in Verbindung mit einem koronalen Verschiebelappen (CTG + CAF) als auch mit der Tunneltechnik (CTG + TUN) zu einer Verbesserung der klinischen Situation führt. Im Vergleich der beiden Vorgehensweisen ergaben sich allerdings die folgenden Unterschiede: CAF + CTG resultierte in einer überlegenen PSTD-Deckung. CAF + CTG führte zu einem größeren Zuwachs an KMW und MT. CAF + CTG erzielte auch aus Patientensicht bessere Ergebnisse. Obwohl sowohl CAF + CTG als auch TUN + CTG für die Behandlung isolierter PSTDs der Klasse II eingesetzt werden können, wird CAF aufgrund seiner besseren klinischen, ästhetischen und volumetrischen Ergebnisse und PROMs gegenüber TUN bevorzugt. Studien mit einem längeren Nachbeobachtungszeitraum sind nun erforderlich, um die Stabilität der Ergebnisse bewerten zu können. Die Studie: Tavelli L, Majzoub J, Kauffmann F, Rodriguez M V, Mancini L, Chan H-L, Kripfgans OD, Giannobile WV, Wang H-L, Barootchi S (2023): Coronally advanced flap versus tunnel technique for the treatment of periimplant soft tissue dehiscences with the connective tissue graft: A randomized, controlled clinical trial. Journal of Clinical Periodontology 50, 980–995. https://doi. org/10.1111/jcpe.13806. AUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz Univ.-Prof. Dr. med. dent. Dr. med. Søren Jepsen, MS Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Bonn Welschnonnenstr.17, 53111 Bonn Foto: privat
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